10. Jahrestag der Übergabe des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bat beim Festakt am Denkmal in Berlin um Vergebung.
„Im Namen unseres Landes bitte ich Sie um Vergebung – für das unermessliche Unrecht, das den Roma Europas in der Zeit des Nationalsozialismus von Deutschen angetan wurde, und für die Missachtung, die deutsche Sinti und Roma nach Kriegsende auch in der Bundesrepublik erfuhren. Ich bitte Sie um Vergebung. Mangau tamen, prosaran man!“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Weiter sagte der Bundespräsident, dass die alltägliche Diskriminierung von Sinti und Roma aufhören müsse. Bis heute verheimlichten Angehörige der Minderheit oft ihre Herkunft, Sprache und Kultur aus Angst vor Demütigung oder Anfeindungen. Das dürfe niemandem im Land gleichgültig sein.
Zoni Weisz mahnt Wachsamkeit an
Der Überlebende des Holocaust, der 85-jährige Sinto Zoni Weisz aus den Niederlanden, mahnte in seiner Rede, dass man wachsam bleiben müsse, gerade in Zeiten, in denen der Einfluss rechtsgerichteter Politiker zunimmt. Zoni Weisz verlor seine gesamte Familie im nationalsozialistischen Völkermord.
Das Denkmal nannte er, wie schon bei seiner Rede zur Eröffnung vor 10 Jahren, ein Denkmal der Hoffnung.
„Wir hoffen, dass Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus nicht die Form annehmen, die sie in den 1930er Jahren hatten. Hoffnung, dass wir trotz der großen Unterschiede zwischen den Kulturen und Völkern in Frieden zusammenleben können, und Hoffnung, dass wir uns gegenseitig respektieren.“
Zoni Weisz
Romani Rose warnt vor neuer Hetze
Romani Rose warnte vor neuen Anfeindungen gegen Sinti und Roma. Es habe viele positive Entwicklungen gegeben, „dennoch müssen wir trotz dieser Entwicklungen zur Kenntnis nehmen, dass ein neuer Nationalismus und ein neues rassistisches Denken wieder um sich greifen.“ Antiziganistische und antisemitistische Hetze führten wieder dazu, „dass Menschen zu Sündenböcken gemacht werden und sich in ihrer Existenz bedroht sehen“.
Übergriffe auf Minderheiten „beschämen das gesamte Land“, auch weil „diese Verbrechen aus Rassenhass oftmals mit Versagen der Sicherheitsbehörden entschuldigt werden“. Er wies Forderungen nach einem „Schlussstrich“ unter das Gedenken an die Verbrechen während des Holocaust zurück. Damit würde man „der heutigen Gesellschaft und zukünftigen Generationen in diesem Land die Möglichkeit nehmen, für unser aller Zukunft aus der Geschichte Lehren zu ziehen“.
Die Roma-Aktivistin Irina Spataru erinnerte an die noch immer vorherrschende systematische Benachteiligung von Sinti und Roma in Europa: „Wir erleben Ungleichbehandlung von geflüchteten Roma aus der Ukraine und sind immer noch Zeugen von Polizeigewalt und institutioneller Diskriminierung. Eine der Grundvoraussetzungen für die Bekämpfung von Antiziganismus ist die Anerkennung der rassistischen Verfolgung, die Anerkennung, dass unsere Vorfahren sterben mussten, nur weil sie Sinti und Roma waren.“
Musikalisch begleitet wurde der Festakt vom dem gefeierten Gitarristen Ferenc Snétberger und Musiker*innen seines Snétberger Music Talent Center.
Die Rede des Bundespräsidenten auf der Homepage des Bundespräsidialamtes