Am 25. Juni fand in der Repräsentanz des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Berlin das diesjährige Bildungstreffen statt. Im Zentrum der gut besuchten Veranstaltung stand der gegenseitige Austausch und der Dialog mit Fachleuten verschiedener Förderungswerke und Studierenden und Abiturienten aus der Minderheit.
Nachdem der Leiter des Referats Bildung, Reinhold Lagrene, die Teilnehmer begrüßt hatte, informierte Bernadette Kohout vom Studentenwerk Berlin über die staatliche Studienfinanzierung und die Funktion und Angebote der Studentenwerke.
Insbesondere die Förderung nach BAföG sichert ein Studium finanziell weitgehend ab. Ein Teil ist Darlehen und muss nach einigen Jahren nach Studienabschluss in Raten zurückgezahlt werden, wenn der eigene Verdienst dies gestattet. Es besteht zudem die von Studierenden sehr häufig genutzte Möglichkeit, während des Studiums im zeitlich begrenzten Rahmen bezahlte, sozialversicherungsfreie Arbeit aufzunehmen. Wer kein Stipendium bekommt, so das Fazit, muss auf ein Studium nicht verzichten.
Eine jeweils geraffte Präsentation der spezifischen Programme und speziellen Förderziele der geladenen Stiftungen bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine erste Orientierung für ihre individuellen Fragen, die sie im Rahmen der Informationsplattform am frühen Nachmittag stellen konnten. Zuvor berichteten Prof. Albert Scherr und Lena Sachs aus Freiburg über die ersten Ergebnisse einer Studie über den Verlauf und die Bedingungen positiver Bildungskarrieren von Sinti und Roma in Deutschland.
Auf der Basis der bisher geführten Interviews zeichnet sich ein Bild ab, dass insbesondere bei den deutschen Sinti die Last der Vergangenheit in den Familien präsent ist und die Identität als Angehörige der Minderheit während der Schulzeit zumeist nicht preisgegeben wird. Bei manchen führte ein spätes “Outing” im studentischen Milieu hingegen nicht zu einer zuvor befürchteten Ausgrenzung oder Ablehnung der Person. Ein positives Selbstbewusstsein als Sinteza oder Sinto, bzw. Romni oder Rom hat ebenfalls eine Reihe der Interviewten angegeben.
Zum Schluss gab Alexander Diepold aus München einen beeindruckenden Bericht über die Bildungssituation in München, wo er seit über 30 Jahren in der Bürgerrechtsarbeit tätig ist. Während früher traumatische Berichte über Konzentrationslager der Nationalsozialisten zur Verinnerlichung von Ängsten führten und etwa 90 Prozent der Kinder in die Förderschulen abgeschoben wurden, hat in den letzten Jahren insbesondere der Einsatz von Mediatoren und deren Integration in den Lehrbetrieb der Schulen die Bildungssituation erheblich verbessert. Das Selbstwertgefühl der Familien ist gestiegen und viele lassen nicht mehr zu, dass die Kinder ohne Bildungsabschluss bleiben.