Die deutschen Sinti und Roma trauern um den früheren polnischen Außenminister und den ersten Träger des Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma Prof. Władysław Bartoszewski, der am vergangenen Freitag im Alter von 93 Jahren verstorben ist.
Prof. Władysław Bartoszewski war dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und dessen Vorsitzenden Romani Rose über viele Jahre hinweg eng verbunden und mehrfach in Heidelberg zu Gast. Anlässlich des Todes von Bartoszewski erklärte Rose:
„Ich empfinde vor seinem Lebensweg und seiner beeindruckenden Lebensleistung tiefsten Respekt. Für seine Überzeugungen ist Władysław Bartoszewski stets mit seiner ganzen Person eingestanden und hat große persönliche Opfer hierfür gebracht. Die deutschen und europäischen Sinti und Roma haben ihm unermesslich viel zu verdanken.“
Am 2. August 2001 hat Bartoszewski als polnischer Außenminister gemeinsam mit Romani Rose die ständige Ausstellung zum NS-Völkermord an den Sinti und Roma im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau eröffnet, die seither Hunderttausende Menschen aus aller Welt besucht haben. Bartoszewski ist es auch zu verdanken, dass Rose im Mai 2006 als erster Vertreter der Sinti und Roma von der polnischen Regierung zum Mitglied des Internationalen Auschwitzrates ernannt wurde, dem er bis heute angehört. Als Vorsitzender dieses Gremiums hat sich Bartoszewski dafür eingesetzt, dass auf dem ehemaligen Lagergelände von Auschwitz-Birkenau ein Gedenkstein am Krematorium V für die ermordeten Sinti und Roma errichtet wurde.
Es sei für die Sinti und Roma und für ihn persönlich eine besondere Ehre gewesen, so Rose, dass Władysław Bartoszewski im Jahr 2008 im Auswärtigen Amt in Berlin den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma – als erster Preisträger überhaupt – entgegengenommen hat. Mit der von der Manfred Lautenschläger Stiftung gestifteten Auszeichnung wurden Bartoszewskis herausragenden Verdienste um die Minderheit gewürdigt.
Als Politiker wie als Publizist hat sich Bartoszewski seit Jahrzehnten unermüdlich für die Verständigung zwischen Polen und Deutschen eingesetzt. Seine Biografie, so Rose, zeige eindrücklich, dass der Prozess der Versöhnung zwischen Nationen immer auch von einzelnen Persönlichkeiten geprägt werde. Władysław Bartoszewski gehört zu den großen Symbolfiguren des europäischen Einigungsprozesses, sein Vermächtnis wird weiterleben. Die deutschen Sinti und Roma werden ihn nicht vergessen und ihm ein ehrendes Angedenken bewahren.