Die Bürgerrechtsarbeit der deutschen Sinti und Roma führte vor 40 Jahren zur Gründung des Zentralrates und zur Anerkennung des Holocaust an der Minderheit durch Bundeskanzler Helmut Schmidt. Aus diesem Anlass luden der Zentralrat und das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma am 7. April zu einem Festakt mit dem Hugo Wolf Quartett nach Heidelberg ein.
40 Jahre Zentralrat
Vor 40 Jahren, am 17. März 1982, empfing der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt eine Delegation des kurz zuvor gegründeten Zentralrats Deutscher Sinti und Roma im Bundeskanzleramt in Bonn. Bei diesem Treffen erkannte er den Holocaust an den 500.000 Sinti und Roma erstmals für die Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich verbindlich an. Die Anerkennung des Völkermords war der erste politische Erfolg des am 6. Februar 1982 gegründeten Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.
Mit einem Konzert am Vorabend des „Internationalen Tages der Roma“ würdigten der Komponist Ralf Yusuf Gawlick und das Hugo Wolf Quartett die jahrzehntelange Bürgerrechtsarbeit des Zentralrats. Die drei Musiker und eine Musikerin präsentieren neben dem Schubert-Meisterwerk »Rosamunde« mit »Imagined Memories« von Ralf Yusuf Gawlick ein außergewöhnliches Stück. Der Komponist und Professor am Boston College setzt sich darin auf spannende Weise mit Erinnerung und ihrem Einfluss auf die Identität auseinander.
Die Uraufführung mit dem »Hugo Wolf Quartett« fand 2016 in der weltberühmten Carnegie Hall in New York statt.
Romani Rose hob in seinem Grußwort die Bedeutung von Musik für Dialog und den Kampf gegen Rassismus hervor:
„Der heutige Konzertabend, den wir aus Anlass des 40. Jahrestags der Gründung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma begehen, ist ein leuchtendes Beispiel dafür, was aus der gegenseitigen Beeinflussung von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Identitäten entstehen kann. Auch kulturelle Begegnungen und insbesondere die Musik sind von Bedeutung, wenn es um den Abbau von Vorurteilen geht.“
Ralf Yusuf Gawlick
Ralf Yusuf Gawlick ist roma-kurdischer Abstammung und wurde 1969 im bayerischen Pfaffenhofen geboren. Seine Mutter hat ihn als Säugling in ein Waisenhaus gebracht, aufgewachsen ist er bei Adoptiveltern in Nordrhein-Westfalen. „Imagined Memories“ ist ein autobiographisches Werk, in dem der Komponist die nie gelebte Beziehung zu seiner Mutter auslotet. Erst nach der Uraufführung hat er seine leibliche Mutter nach langer Suche tatsächlich getroffen. Ralf Yusuf Gawlick war beim Festakt in Heidelberg persönlich anwesend.
Hugo Wolf Quartett
Das Hugo Wolf Quartett aus Wien behauptet sich an der Spitze der weltweiten Kammermusik-Szene und begeistert ein internationales Publikum. Mit der Ausbildung beim Alban Berg-, Smetana-, Amadeus- und LaSalle Quartett sowie bei Ferenc Rados legte das Quartett den Grundstein für seine Karriere. 1993 in Wien gegründet erhielt es schon bald begehrte Auszeichnungen wie den Sonderpreis der Wiener Philharmoniker und den Europäischen Kammermusikpreis. 1995 gewann es den Streichquartettwettbewerb in Cremona und debütierte im Wiener Konzerthaus.
Das Hugo Wolf Quartett besteht aus Sebastian Gürtler (Violine I), Régis Bringolf (Violine II), Subin Lee (Viola) und Florian Berner (Cello).
Das Konzert fand in Kooperation mit dem Goethe-Institut Mannheim und dem Heidelberger Frühling statt.
40 Jahre Zentralrat war auch Anlass für zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft zur Gratulation. Die Grußworte sind auf der eigens eingerichteten Website zu finden.