Der Völkermord an Sinti und Roma im westlichen Balkan ist ein noch zu wenig betrachteter Bereich der Holocaust-Forschung und –Bildung. Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma hat daher mit anderen Selbstorganisationen aus Europa zwischen dem 28. Oktober und 3. November 2021 ein Training für erfahrene Trainer*innen, Pädagog*innen und Jugendaktivist*innen ausgerichtet.
Inhalte des Trainings waren Bildung und Erinnerung an den Völkermord an Sinti und Roma während des Zweiten Weltkriegs. Im Rahmen der Menschenrechtsbildung wurde auch das Verständnis für die Mechanismen der Ausgrenzung, des Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus in der heutigen Gesellschaft thematisiert.
Zusammen mit der kroatischen Partnerorganisation Romska organizacija mladih Hrvatske (Roma Jugendorganisation Kroatien) luden wir ca. 50 Teilnehmer*innen ein, ihr Wissen über den Völkermord in Kroatien und angrenzenden Staaten am historischen Ort des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Jasenovac zu vertiefen und mit den Museumsverantwortlichen in Gespräche über mögliche neue Ansätze zur Vermittlung der Geschichte des Völkermords an Sinti und Roma zu kommen. Die Gedenkstätte und das relativ neue Museum in Jasenovac sind Orte, zu denen junge Angehörige der Minderheit einen wichtigen Beitrag leisten und mit denen dauerhafte Partnerschaften entstehen können.
Im Rahmen des Projekts wurden durch die Nutzung des Bereichs „Voices of the Victims“ des „RomArchive“ – des digitalen Archivs der Sinti und Roma – neue Formate und Methoden der Holocaust-Erziehung an historischen Stätten entwickelt. Das Online-Archiv hat einige Quellen sowie Zeugnisse aus Kroatien und den westlichen Balkanländern zugänglich gemacht, die bisher noch nicht ausreichend im Bildungsbereich bekannt sind und genutzt werden. Die Teilnehmer*innen erprobten während des Trainingskurses in Zusammenarbeit mit Pädagogen und dem Komponisten Adrian Gaspar neue kreative Werkzeuge und Methoden als Zugänge zum historischen Material.
Das Seminar thematisierte die Rolle, Verantwortung und Möglichkeiten der Jugend bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen von Rassismus, Diskriminierung und Antiziganismus. Damit stärken Veranstaltungen wie diese die Kapazitäten von jungen Menschen und Jugendorganisationen im Bereich der Holocaust-Bildung. Das Training soll im Februar 2022 mit einem Treffen in Heidelberg fortgesetzt und abgeschlossen werden.
Das Projekt wird von der Stiftung EVZ und dem Auswärtigen Amt im Rahmen des Programms „JUGEND erinnert“ gefördert.