Die rumänische Organisation Asociatia Nevo Parudimos veranstaltete gemeinsam mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma eine internationale Konferenz als Abschlussveranstaltung des Projekts „75 Jahre Erinnerung – Junge Roma und Nicht-Roma handeln gegen das Vergessen“, das vom Programm Europa für Bürgerinnen und Bürger unterstützt wird. Die Konferenz fand vom 5. bis 8. Dezember 2021 in Heidelberg statt.
Ziel der Konferenz war es, die Gesamtergebnisse des Projekts, die Arbeit der einzelnen Partnerländer und ihre Ergebnisse auf lokaler Ebene sowie eine Expertendiskussion über die Bedeutung der Holocaust-Erziehung und die Ansätze in den verschiedenen Ländern zur Unterstützung der Projektergebnisse zu verbreiten. Darüber hinaus sollte die Partnerschaft zwischen den nationalen Organisationen für weitere Projekte gestärkt und Allianzen für Projekte zum Thema Gedenken an den Holocaust an den Sinti und Roma für das neue CERV-Programm geschaffen werden.
75 Jahre Erinnern
Das Projekt „75 Jahre Erinnern – Junge Roma und nicht-Roma handeln gegen das Vergessen“ zielte darauf ab, das Bewusstsein für den Holocaust an den Roma zu schärfen, wobei der Schwerpunkt auf den historischen Ereignissen lag, die auf dem Balkan, in Ungarn und Transnistrien vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg stattfanden.
Dieses Projekt hat die Fähigkeiten von Pädagog:innen, Bürger:innen in der Holocaust-Bildung vertieft und ein breites Netzwerk zivilgesellschaftlicher Organisationen gestärkt, Bildungs- und Bürgerinitiativen zur Erinnerung und Aufklärung auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene zu leiten. Es hat einer breiteren Öffentlichkeit wenig erforschte Bereiche des Roma-Holocaust zugänglich gemacht; es regte Debatten über unsere Erinnerungskultur durch und mit Roma-Gemeinschaften an, wobei der Schwerpunkt auf der Rolle liegt, die junge Menschen jetzt und in Zukunft bei der Bewahrung der europäischen Erinnerung spielen.
Das Projekt hat insgesamt acht Partnerorganisationen aus Rumänien, Serbien, Albanien, Griechenland, der Republik Nordmazedonien, Deutschland, Ungarn und Bulgarien zusammengebracht. Jeder Partner war für die Durchführung von 20 verschiedenen Workshops in seinem Land verantwortlich, um junge Menschen für den Holocaust an den Roma zu sensibilisieren.
Themen und Inhalte der internationalen Konferenz
Als Abschlussveranstaltung konzentrierte sich die internationale Konferenz in Heidelberg auf die Sichtbarkeit des Projekts, die Projektergebnisse und die Ergebnisse der Arbeit der einzelnen Partnerländer in den zwei Jahren der Projektlaufzeit. Der erste Tag der Konferenz begann mit einer Begrüßungsrede von Herrn Emran Elmazi vom Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, gefolgt von Herrn Iulian Paraschiv von der Nationalen Roma-Agentur für Roma in Rumänien, der eine Botschaft der rumänischen Regierung überbrachte. Anschließend stellte der Projektleiter Daniel Grebeldinger das Projekt und seine Gesamtergebnisse vor und die einzelnen Partnerländer präsentierten ihre Ergebnisse.
Später stellte Adrian Furtuna, der Autor des Buches „Die Deportation der Familien von Roma-Soldaten nach Transnistrien“, seine Studie vor, die im Rahmen des Projekts veröffentlicht wurde. Im weiteren Verlauf der Konferenz sprach Marian Daragiu, Staatssekretär im rumänischen Bildungsministerium, über die Bedeutung der Holocaust-Erziehung für Roma-Kinder und -Jugendliche und informierte über den Ansatz der rumänischen Regierung zu diesem Thema. Abschließend fand eine Podiumsdiskussion mit fünf Experten zur Holocaust-Erziehung in verschiedenen Ländern statt: Herrn Milovan Pisarri aus Serbien, Herrn Kai Muller aus Deutschland, Herrn Srdzan Amet aus Nordmazedonien, Herrn Adrian Furtuna aus Rumänien und Herrn Yiannis Georgiu aus Griechenland.
Am zweiten Tag der Konferenz war Herr Alexander Boning zu Gast, Ansprechpartner des Programms „Bürger, Gleichheit, Rechte und Werte (CERV)“ in Deutschland. Herr Boning präsentierte die kommenden Möglichkeiten für Projektförderungen auf Ebene der europäischen Union. Anschließend informierte Herr Jonathan Mack als Vorstandsmitglied der EVZ (Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft) über die Möglichkeiten der EVZ-Stiftung für die Projektförderung zu den Themen Holocaust-Erziehung und – Erinnerung der Roma sowie für Unterstützung der Überlebenden des Holocausts.
Später trafen sich alle Partner zu einem kleinen Rundtischgespräch über neue Projektideen für die künftige Zusammenarbeit und über Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeit, die in den jeweiligen Ländern im Bereich der Holocaust-Erziehung geleistet wird. Nach dem Mittagessen war Frau Lore Georg zu Gast, eine Überlebende des Holocaust und Heidelbergerin, die uns von ihren Erinnerungen und Erfahrungen berichtete. Den Abschluss der zweitägigen Veranstaltung bildete ein Besuch des Museums des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma und eine Gedenkveranstaltung im kleinen Kreis.
Mit der internationalen Konferenz endet dieses Projekt. Dank der lokalen Workshops, der neu erstellten und gesammelten Bildungsmaterialien zur Holocaust-Erziehung und der veröffentlichten Studien und Bücher konnten in allen Partnerländern die erwarteten Ergebnisse erzielt werden. Außerdem wurde ein Empfehlungspapier über die Bedeutung der Aufnahme von Informationen über den Holocaust an den Roma, Menschenrechte, Antiziganismus und Minderheitenrechte in die Lehrpläne der Schulen sowie über Gedenkveranstaltungen und Konferenzen mit jungen Menschen erstellt.