Wir trauern um Franz Rosenbach

Der Ehrenvorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma und Holocaust-Überlebende Franz Rosenbach verstarb am 7. Oktober 2012 in Nürnberg. Geboren wurde er am 29. September 1927 in Horaditz (heutige Tschechische Republik).

Kleiner Ausschnitt aus einem schwarz-weiß Foto von Franz Rosenbach. Er trägt einen Hut und eine Sonnenbrille.
Franz Rosenbach (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)

Im Frühjahr 1943 wurde er zusammen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Bei der letzten Selektion am 2. August 1944  im Lagerabschnitt B II e, dem sogenannten „Zigeunerlager“, stufte die SS Franz Rosenbach als „arbeitsfähig“ ein; er kam auf einen Transport in das Konzentrationslager Buchenwald. Später wurde er nach Mittelbau-Dora verlegt, wo er in unterirdischen Stollen Zwangsarbeit leisten musste. Bis auf zwei Schwestern fielen alle Angehörigen aus seiner Familie dem Holocaust zum Opfer.

Nach seiner Befreiung 1945 musste Franz Rosenbach lange um die Anerkennung als Opfer des Holocaust kämpfen. Erst nach Jahrzehnten wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit, die im die Nazis geraubt hatten, wieder zuerkannt.

Franz Rosenbach begleitete über viele Jahre Delegationen von Holocaust-Überlebenden zu Gedenkveranstaltungen im In- und Ausland. Als Zeitzeuge war es ihm stets ein Herzensanliegen, die Geschichte seiner Verfolgung an die jüngeren Generationen weiterzugeben. Regelmäßig berichtete er in Schulen oder Universitäten über sein Schicksal. Besonders in der Gedenkstätte Auschwitz traf er alljährlich mit jungen Menschen aus Deutschland und aus anderen Ländern zusammen. In seinen 2005 erschienenen Erinnerungen begründete er sein Engagement so:

„Damit die Nachkommen wissen, was uns alles passiert ist. Ja, das habe ich jetzt zu meiner Aufgabe gemacht, und ich werde es tun, solange mir Gott das Auge offen hält.“

Franz Rosenbach setzte sich unermüdlich dafür ein, dass in Berlin das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas realisiert wird. Es ist tragisch, dass er die Einweihung dieses Denkmal am 24. Oktober 2012 durch die Bundeskanzlerin nicht mehr erlebt. Sein jahrzehntelanges Eintreten für die Sinti und Roma – etwa als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma Bayern – wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, unter anderem mit der Bayerischen Verfassungsmedaille und dem Bundesverdienstkreuz. Als Mitglied des Internationalen Häftlingsbeirats Buchenwald hat er die Arbeit der Gedenkstätte engagiert begleitet.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, würdigte Franz Rosenbach als eine große Persönlichkeit, der die Sinti und Roma in Deutschland und in Europa sehr viel zu verdanken haben. Mit seiner bescheidenen und liebenswerten Art, so Rose, habe Franz Rosenbach die Herzen der Menschen geöffnet. Auch deshalb genieße er innerhalb der Minderheit und ebenso bei den politischen Repräsentanten so hohen Respekt.

Die Sinti und Roma werden Franz Rosenbach ein ehrendes Andenken bewahren.