Am 23. November 2015 verstarb die Holocaust-Überlebende Anna Mettbach, die eng mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma verbunden war.
Anna Mettbach, geborene Kreuz, ist 1926 in Ulfa bei Nidda geboren. Mit 16 Jahren wurde sie nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie die Massenvernichtung in den Gaskammern aus nächster Nähe miterlebte. Von der SS als „arbeitsfähig“ selektiert, kam sie Anfang August 1944 auf einen Transport in das Konzentrationslager Ravensbrück und schließlich in ein Außenlager im sächsischen Wolkenburg, wo sie Zwangsarbeit bei Siemens leisten musste. Kurz vor Kriegsende wurde sie auf einem „Todesmarsch“ nach Dachau von amerikanischen Truppen befreit.
In Frankfurt lernte sie ihren späteren Ehemann Ignatz Mettbach aus Gießen kennen, der das KZ Buchenwald überlebt hatte. Im Jahr 1999 erschienen unter dem Titel „Wer wird die nächste sein?“ Anna Mettbachs Erinnerungen an die erlittene Verfolgung. Immer wieder berichtete sie vor Schulklassen und öffentlichen Veranstaltungen über das Erlebte.
Im August 2012 überreichte ihr der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier in der Staatskanzlei in Wiesbaden die vom Bundespräsidenten verliehene Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Damit wurde ihr langjähriges Engagement für das historische Erinnern gewürdigt. Außerdem wurde Anna Mettbach mit der Hedwig-Burgheim-Medaille geehrt, der höchsten Auszeichnung ihrer langjährigen Heimatstadt Gießen.
Anna Mettbach hat an zahlreichen Veranstaltungen und Gedenkfahrten des Dokumentations- und Kulturzentrums sowie des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma als Zeitzeugin teilgenommen. So sprach sie am 25. März 2003 bei der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma in Leipzig. Bis zuletzt hat sie sich für die Belange ihrer Minderheit eingesetzt. Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma wird Anna Mettbach ein ehrendes Andenken bewahren.