Zahlreiche prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft gratulierten am 27. September dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, anlässlich eines Festaktes zu seinem 70. Geburtstag im Aufbau Haus in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel wünschte ihm „weiterhin Kraft für den gemeinsamen Einsatz um die gelebten Grundwerte unserer Demokratie.“
In ihrer Glückwunschrede dankte die Bundeskanzlerin dem Zentralratsvorsitzenden, dass er sich „schon seit Jahr und Tag um unser Land und unser Zusammenleben verdient“ gemacht habe. Geschichte, Kunst und Kultur der Sinti und Roma seien feste Bestandteile unserer gemeinsamen Gesellschaft, so Merkel weiter. Daher begrüßte sie die Gründung eines Europäischen Roma Instituts für Kunst und Kultur in Berlin, das auf Initiative des Europarates und der Open Society Foundations entstehen soll.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow verband mit seiner Gratulation den Wunsch weiter gemeinsam mit Romani Rose für eine bessere weltoffene Gesellschaft zu streiten. Hartmut Koschyk, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, lobte die unermüdliche Kraft und Hartnäckigkeit die Rose in den letzten Jahrzehnten in seinem Einsatz für eine offene Gesellschaft bewiesen hat.
Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde die Ausstellung zu „45 Jahren Bürgerrechtsarbeit“ in der Berliner Repräsentanz des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma eröffnet. Sie ist dort bis zum 14. November zu sehen und zeigt die Meilensteine der Bürgerrechtsarbeit von der Gründung des damals „Zentral-Komitee der Sinti West-Deutschlands“ genannten Sinti-Verbands, der 1971 in Heidelberg von Romani Rose und anderen jüngeren Sinti ins Leben gerufen wurde, bis zur heutigen Arbeit des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.
Behar Heinemann, die gemeinsam mit dem Zentralrat die Veranstaltung initiiert und die Ausstellung konzipiert hat, betonte in ihrer Laudatio das Ansehen das Romani Rose europaweit genießt. Mensur Haliti von der Open Society Foundations und Ungarns Minister für Humanressourcen, Zoltan Balog, würdigten Rose ebenfalls als besondere europäische Persönlichkeit, die Menschen dazu motiviere Mut zu beweisen.
Der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma, mit Romani Rose als weithin sichtbarer Symbolfigur, sei es in Jahrzehnten beharrlicher politischer Arbeit gelungen, in Politik und Öffentlichkeit einen anderen Blick auf die Minderheit zu etablieren, so Manfred Lautenschläger, langjähriger Unterstützer der Arbeit Romani Roses , Kuratoriumsmitglied des Dokumentations- und Kulturzentrums und Stifter des Europäischen Bürgerrechtspreises Deutscher Sinti und Roma. Weiter sagte Lautenschläger, dass Europa am Scheideweg stehe, da Minderheiten wieder zu Zielscheiben rassistischer Gewalt und Propaganda werden.
Der Völkermord an den Sinti und Roma wurde systematisch geleugnet, insbesondere durch ehemalige Angehörige des RSHA (Reichssicherheitshauptamt), die in der Bundesrepublik Deutschland wieder in Polizeibehörden hohe Positionen innehatten. Erst in den späten 1970er Jahren war es die Gesellschaft für bedrohte Völker, die in der Öffentlichkeit Partei ergriff und dann auch das Schicksal der Sinti und Roma in die Medien bringen konnte. Der Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker und Preisträger des Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma 2014, Tilman Zülch, wies in seiner Rede auf die Lage der vielen Roma-Familien hin, die aufgrund der Flüchtlingskrise wieder vermehrt abgeschoben werden.
Für den Vorstand des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma sprach neben Erich Schneeberger auch Reinhold Lagrene. Er sagte: „In all den Jahren war es Deine aufrechte Art und Deine Gradlinigkeit, die es mir leicht machte, für unsere Sache einzutreten. Mit an deiner Seite stehen zu können, ist für mich eine große Ehre.“
Die ehemaligen Präsidentin des Bundestages Rita Süssmuth betonte, dass ohne die Realisierung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg 1997, heute weitere Ideen zu einem übergreifenden Roma-Museum, wie es unter anderem auch die aktuelle Vizepräsidentin des Bundestages Claudia Roth in ihrer Rede ansprach, nicht denkbar wären. Claudia Roth dankte Rose für seine Großherzigkeit und dafür, dass er sich nicht zurückzog, sondern sich einmischte. Sie betonte, dass es keine Selbstverständlichkeit war, dass er dem Land in dem er geboren wurde, nicht den Rücken kehrte, obwohl zahlreiche Angehörige seiner Familie dem NS-Regime zum Opfer fielen. Für die Zukunft wünschte sie dem Jubilar, „dass es die Menschen endlich als Bereicherung erleben, wenn Sinti und Roma in ihrer Nachbarschaft leben“.
Musikalisch wurde der Festakt begleitet von den Künstlern Dotschy Reinhardt, David Rose, Ferenc Snétberger und den Roma und Sinti Philharmonikern unter der Leitung von Riccardo M Sahiti, einem Orchester, das ausschließliche aus Musikern aus der Minderheit besteht, die in den großen europäischen Ensembles engagiert sind.