Während der deutschen Besatzungsherrschaft im Zweiten Weltkrieg ermordeten Einsatzgruppen der SS, Einheiten der Wehrmacht, der Polizei und lokaler Hilfspolizei in der Ukraine zehntausende Roma. Lange Zeit fand dieses Kapitel des Holocaust in der Forschung nur wenig Beachtung. In der Erinnerungskultur der Sowjetunion kamen die Massenerschießungen von Roma nicht vor.
Inspiriert durch die Organisation „Yahad-In Unum“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Orte der Massenerschießungen von Juden und Roma in Osteuropa zu identifizieren, begann 2010 das American Jewish Committee Berlin an den vernachlässigten Massengräbern würdige Gedenkorte einzurichten. Das Auswärtige Amt förderte das Projekt, das mittlerweile als „Erinnerung bewahren“ von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden in Europa weitergeführt wird.
Am 18. und 19. Juni wurden in der Ukraine im Gebiet Shytomyr die ersten drei Gedenkorte für Roma der Öffentlichkeit übergeben. Die Einweihungen fand unter Beteiligung des Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, statt. Vor der Fahrt zu den Erinnerungsorten fand in Kiew eine Pressekonferenz statt. Rose betonte die Fortschritte, die in den letzten Jahren bei der Identifizierung von Stätten des Massenmords an Roma gemacht wurden. Waren 2014 in sieben osteuropäischen Ländern insgesamt nur 60 Orte bekannt, sind es heute allein in der Ukraine 139. Rose dankte dem Projekt „Erinnerung bewahren“ und den internationalen Projektpartnern für ihr Engagement.
Bei der Einweihung der Informationsstele an dem Gedenkort in Ivanopil, die den Opfern der deutschen Besatzung in der Ukraine gewidmet ist, warnte Romani Rose eindringlich vor dem wachsenden Nationalismus in Europa, der Antiziganismus und Antisemitismus in einem bislang nicht geahnten Ausmaß benutzt. Rechtsradikale Gruppierungen richten ihren Hass und ihre Gewalt zwar gegen Minderheiten wie Sinti und Roma, aber im Grunde zielten sie auf die Abschaffung von Demokratie und Rechtsstaat. Das historische Erinnern ermögliche die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Holocaust und sei eine wichtige Voraussetzung, um den gegenwärtigen Gefahren zu begegnen.