Am vergangenen Wochenende kamen im EL-DE-Haus, der ehemaligen Gestapo-Zentrale von Köln und jetzt NS-Dokumentationszentrum, junge Sinti und junge Roma zusammen, die das Interesse an der Aufnahme eines Studiums teilten. Ihnen standen Vertreter und Vertreterinnen von Förderungswerken als Gesprächspartner gegenüber, um Fragen zu Studium und Finanzierung zu diskutieren.
Von der Studienstiftung des deutschen Volkes kam der verantwortliche Mitarbeiter für die Auswahlverfahren, Dr. Roland Hain, die Friedrich-Ebert-Stiftung vertraten der Vertrauensdozent Prof. Hermann Rösch von der TH Köln und die Stipendiatin Dana Schirwon, die Hans-Böckler-Stiftung schickte zwei ihrer Botschafterinnen, Nuria Cafaro und Henrieke Erchinger, wie auch das Evangelische Studienwerk Villigst mit Julia Keszler und Joschka Eckert. Sie stellten ihre Stiftungen vor und skizzierten zum Teil beispielhaft die Angebote der verschiedenen finanziellen und ideellen Fördermöglichkeiten.
Zum Auftakt der Veranstaltung berichtete die Gymnasiallehrerin Lavdije Zidi, die auch im Beirat der Bildungsakademie aktiv ist, über die Bedingungen und den Verlauf ihres Bildungswegs. Spiegelbildlich zur Vorstellung der Stiftungen stellten sich Stipendiaten aus der Minderheit – Pia Reinhardt, Sammy Fiedler und Sead Berisa – den Teilnehmern und Teilnehmerinnen vor. Nach ihren biographischen Skizzen und einer kurzen Darstellung der Geschichte der Sinti und Roma in Europa wurde die Frage nach eigenen Erfahrungen in und auch außerhalb der Schule an das Publikum weitergegeben. Eine rege Diskussion mit vielen Beteiligten entspann sich.
Eines – und das war ein besonderes Ergebnis dieser Veranstaltung – wurde deutlich: Die Aufnahme eines Studiums wurde nicht nur als individuelles Fortkommen begriffen, sondern auch in seiner Bedeutung für andere gesehen. Eben darin, dass es auch an ihnen, den jetzigen und künftigen Studenten und Studentinnen, liegt, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsame Perspektiven für die Minderheit zu entwickeln.
Dieses Moment haben die beiden letzten Vorträge des Tages aufgegriffen. Judith Bartsch vom Bündnis für Demokratie und Toleranz berichtete in ihrem Vortrag „Ideen fördern – Engagement stärken“ über dessen Interesse für und die Kooperationen mit Verbänden der Sinti und Roma. Bei der Realisierung von Projekten und Initiativen im zivilgesellschaftlichen Bereich bietet das Bündnis seine Unterstützung an. Sami Dzemailovski nahm seinen Vortrag über das Roma-Mediatorenprojekt des Europarats (ROMED), dessen Projektbeauftragter er in Deutschland war, zum Anlass, auch auf die Erfolge hinzuweisen, die die Roma und Sinti in NRW im Rahmen von Kultur- und Bildungsprojekten erreicht haben. Er hob hervor und hier schließt sich der Kreis zum 4. Bildungstreffen der Bildungsakademie im Dokumentationszentrum, dass sie geeignet waren, das Selbstbewusstsein der Sinti und Roma zu stärken und ein Selbstverständnis als gleichberechtigte Bürger zu entwickeln und nach außen zu vertreten.
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