Mit dem Tod des ehemaligen Vorsitzenden der SPD Hans-Jochen Vogel am 26. Juli 2020 haben die Sinti und Roma einen wichtigen Fürsprecher verloren. Der ehemalige Bundesminister der Justiz machte sich immer wieder dafür stark, politische Verantwortung für die im Nationalsozialismus verfolgten, entrechteten und ermordeten Sinti und Roma zu übernehmen. So auch als Mitglied des Kuratoriums des NS-Dokumentationszentrums München, dem er gemeinsam mit Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, angehörte.
Romani Rose würdigt Hans-Jochen Vogel im Namen des gesamten Vorstands des Zentralrats als eine Persönlichkeit, die die Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma zeitlebens unterstütze und wichtige Impulse setzte.
„1980 ist Hans-Jochen Vogel während des Hungerstreiks der Sinti und Roma in Dachau als Bundesjustizminister zu den Überlebenden in die Versöhnungskirche gekommen und hat ihre Forderungen nach Anerkennung des Holocaust an 500.000 Sinti und Roma in Europa und nach Beendigung der bürokratischen Diskriminierung unterstützt. Diese Geste der damaligen Bundesregierung war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur völkerrechtlichen Anerkennung des Holocaust durch Bundeskanzler Helmut Schmidt 1982, die erst auf direkte Vermittlung Hans-Jochen Vogels zustande kam. Auch später hat Hans-Jochen Vogel immer großes Interesse an der Entwicklung der Bürgerrechtsarbeit der Sinti und Roma gezeigt. Seine pflichtbewusste und geradlinige Art, mit der er sich bis ins hohe Alter für soziale Gerechtigkeit engagierte, wird nicht nur den Sinti und Roma fehlen. Sein Tod ist ein Verlust für die gesamte Bundesrepublik.“
Romani Rose