Das Dokumentations- und Kulturzentrum und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauern um Wolfgang Wippermann (1945–2021)
In seinen frühen Arbeiten durchbrach Wolfang Wippermann das in der Geschichtswissenschaft lange vorherrschende Verschweigen des Holocaust an Sinti und Roma. Bereits in den 1980er-Jahren veröffentlichte er Studien zur lokalen Verfolgungspraxis von Sinti und Roma, unter anderem zu Frankfurt am Main und dem kommunalen Zwangslager Berlin-Marzahn. Konsequent beschäftigte er sich sowohl mit dem historischen als auch dem bis heute fortdauernden Antiziganismus in unserer Gesellschaft. Ebenso setzte er in der Gedenkstättenarbeit wichtige Impulse, beispielsweise bei der Neukonzipierung der Gedenkstätte Buchenwald und der dortigen Darstellung der NS-Verfolgung von Sinti und Roma. Wolfgang Wippermann war darüber hinaus profilierter und pointierter, aber auch streitbarer Experte in den Bereichen der Ideologiegeschichte sowie der Antisemitismusforschung und der nationalsozialistischen Judenverfolgung.
„Wolfgang Wippermann war einer der ersten Historiker, der sich intensiv der Erforschung von Antiziganismus und der Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus widmete. Mit ihm verlieren wir eine renommierte und geschätzte Stimme für die Anerkennung der Sinti und Roma als Verfolgte und einen leidenschaftlichen Streiter gegen die fortgesetzte Diskriminierung von Sinti und Roma. Dem Dokumentations- und Kulturzentrum war Wolfgang Wippermann durch zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen verbunden und ein geschätzter Gast in Heidelberg. Die Arbeit des Zentralrats wurde von ihm bereits früh wissenschaftlich begleitet und mit seiner Expertise gestützt. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“
Romani Rose
Wolfgang Wippermann verstarb am 3. Januar 2021 nach langer Krankheit.