Auf den Spuren der Heidelberger Sinti / Stadtführung

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Datum
16.05.2023
17:00 - 18:00 Uhr

Veranstaltungsort
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
Bremeneckgasse 2
69117 Heidelberg


In das Sammellager am Hohenasperg verschleppten NS-Schergen am 16. Mai 1940 hunderte Sinti aus ganz Südwestdeutschland – darunter auch Familien der Minderheit aus Heidelberg.

Die Gedenktafel an die Heidelberger Opfer des NS-Völkermordes in der Steingasse war die erste Station auf dem Stadtrundgang. Teilnehmerinnen und Teilnehmer hören der Bürgerrechtlerin Ilona Lagrene zu, die die Entstehung der Tafel aus Sandstein erörtert. Auf der Steintafel ist ein abstraktes Relief zu sehen, das eine leidende Gruppe von Menschen darstellt. Darunter Text: "Zum Gedenken an die Heidelberger Sinti, die dem NS-Völkermord zum Opfer fielen."
Erste Station auf dem Stadtrundgang: die Gedenktafel an die Heidelberger Opfer des NS-Völkermordes in der Steingasse. (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)

Drei Tage später begann die Deportation der Kinder, Frauen und Männer in die Gettos und Konzentrationslager im besetzten Polen. Vor ihren ehemaligen Wohnungen in der Steingasse, der Kleinen Mantelgasse oder der Pfaffengasse wird vom Schicksal der Familien Reinhardt, Lehmann, Winter und Steinbach berichtet. Der Rundgang stoppt in der Steingasse auch vor dem Sandsteinrelief, mit dem seit 1993 an die Heidelberger Opfer des NS-Völkermordes erinnert wird.

Treffpunkt im Innenhof des Dokumentations- und Kulturzentrums.

Eintritt frei.

Sinti in Heidelberg

In den kleinen Häusern der Altstadt waren schon seit langer Zeit zahlreiche Sinti-Familien zu Hause, sie gingen von dort ihrer Arbeit nach und verdienten ihren Lebensunterhalt als Händler und Handwerker. Die meisten Männer hatten bereits im Ersten Weltkrieg und später auch im Zweiten Weltkrieg für Deutschland gekämpft. „Nicht wenige von ihnen haben als Frontkämpfer hohe Auszeichnungen erhalten“, sagt die Bürgerrechtsaktivistin Ilona Lagrene. Sie selbst kam nach dem Zweiten Weltkrieg zur Welt und wuchs in unmittelbarer Nähe des Geburtshauses von Friedrich Ebert auf. Aus ihrer Familie kehrten über 20 Angehörige nicht aus den Vernichtungslagern zurück, beinahe ebenso viele litten Zeit ihres Lebens unter den Folgen der bestialischen Menschenversuche der Nationalsozialisten.

Vertreibung

Die systematische Vertreibung der Minderheit aus Heidelberg begann bereits Mitte der 1930er Jahre. Im Sommer 1935 wurde aus einer zunächst gegen eine Sinti-Familie gerichteten Einzelaktion eine allgemeine Vertreibungsmaßnahme für das gesamte Stadtgebiet. Der Versuch der städtischen Behörden, die vorher erfassten Heidelberger Sinti-Familien zwangsweise abzuschieben, scheiterte an der fehlenden gesetzlichen Grundlage. Übrig blieb, den Druck sowohl wirtschaftlich als auch sozial zu steigern, in der Hoffnung, durch den Entzug der Erwerbsgrundlage und die drangsalierenden Kontrollmaßnahmen würden die Sinti aus Heidelberg weg ziehen. Tatsächlich zogen von den im Sommer 1935 in Heidelberg lebenden Sinti-Familien die meisten bis Mitte 1936 nach Ludwigshafen.

Deportation

Am 16. Mai 1940 wurden in ganz Deutschland insgesamt 2.500 Sinti und Roma verhaftet. Unter den 61 in Ludwigshafen festgenommen Sinti kamen 19 Personen aus Heidelberger Familien. Sie alle wurden in provisorisch eingerichtete Sammellager gebracht. Von dort aus wurden sie nur wenige Tage später mit Zügen in die Ghettos und Konzentrationslager im besetzten Polen deportiert. Für die Mehrzahl der deportierten Männer, Frauen und Kinder war es eine Fahrt in den Tod.

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