Datum
26.06.2019
16:30 - 18:30 Uhr
Veranstaltungsort
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
Bremeneckgasse 2
69117 Heidelberg

Seit Jahrhunderten fungiert der „Zigeuner“ als Verkörperung des Fremden und damit zugleich als Gegenbild für die eigenen Identitätskonstruktionen der Mehrheitsgesellschaft. Der Historiker Frank Reuter, wissenschaftlicher Geschäftsführer der Forschungsstelle Antiziganismus, demonstriert in seinem Vortrag an unterschiedlichen Bildquellen von der Frühen Neuzeit bis heute, wie „Zigeuner“ visuell erzeugt werden und erläutert die zugrundeliegenden Stigmatisierungsmuster. Der Vortrag zeigt damit, wie bildliche Darstellungen entscheidend zum Fortbestehen von verzerrten oder eindimensionalen Wahrnehmungsmustern über die Minderheit der Sinti und Roma beigetragen haben und beitragen.
In einem zweiten Vortrag spricht André Raatzsch, Referatsleiter Dokumentation im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, darüber, wie gegenüber solchen Zerrbildern eine ethisch verantwortungsbewusste und sozialengagierte Nutzung des Mediums Fotografie möglich ist. An Bildbeispielen untersucht er, wie Fotos auf Titelseiten von Zeitungen, Magazinen oder Büchern im Kontext bestimmter Wahrnehmungsmuster wirken und überhaupt erst Sinn ergeben. Er fragt vor dem Hintergrund dieser Analyse und anhand von Beispielen alternativer fotografischer Praxis unter anderem aus dem neuen „RomArchive – das digitale Archiv der Sinti und Roma“: Wie kann Fotografie zu einer Form sozialer Wahrnehmung beitragen, die der Komplexität gesellschaftlicher Sachverhalte gerecht wird? Und welche medienpolitischen Konsequenzen ergeben sich daraus?
Nach den Vorträgen gibt es Raum für Fragen und Diskussion aus dem Publikum.
Der Eintritt ist frei.
In Kooperation mit der kommunalen Behindertenbeauftragten der Stadt Heidelberg steht bei der Veranstaltung eine mobile Induktionshöranlage für hörbeeinträchtigte Menschen sowie ein Gebärdendolmetscher zur Verfügung.