„Wir alle dürfen nicht länger verschweigen, verharmlosen oder wegschauen“

Virtuelles Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma am 2. August 2020

Der vom Europäischen Parlament vor fünf Jahren zum Europäischen Roma-Holocaust-Gedenktag erklärte 2. August erinnert an die letzten 4.300 Sinti und Roma, die in dieser Nacht in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet wurden. In diesem Jahr fand die Gedenkveranstaltung zum 2. August 2020 virtuell statt. Berichte von Überlebenden des Völkermords, Reden und Grußbotschaften einer Vielzahl von hochrangigen Vertretern nationaler und internationaler Institutionen und Regierungen werden zum 2. August auf der neuen Webseite zum Gedenktag freigeschaltet.

Die Aufzeichnung der Liveübertragung der Gedenkveranstaltung steht auch nachträglich zur Verfügung:

In Auschwitz selbst fand in diesem Jahr nur eine kleine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung statt. Neben dem Vorsitzdenden des Dokumentations- und Kulturzentrums, Romani Rose, nahmen daran auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm teil.

Kranzniederlegung in Auschwitz. Sechs Personen stehen zwischen zwei Backsteinbarracken im Stammlager Auschwitz vor mehreren Gedenkkränzen und halten inne. An diesem Ort war der Erschießungsplatz, an dem Häftlinge durch die SS ermordet wurden. Es ist heute ein Gedenkort.
Kranzniederlegung in Auschwitz (Foto: Zentralrat/Jarek Praszkiewicz)

Romani Rose betonte in seiner Rede die Bedeutung von Auschwitz als Mahnung für die heutige Zeit, in der Nationalismus und Rassismus in Europa und der Welt wieder zunehmen:

„Der Holocaust an Sinti und Roma wie an Juden, die Massenmorde der Nazis in Europa, waren ein Zivilisationsbruch, ein Menschheitsverbrechen, der uns verpflichtet, heute gegen jede Form von Rassismus und Nationalismus unsere Stimme zu erheben. Europa steht hier angesichts eines in vielen Ländern etablierten rassistischen Nationalismus vor großen Herausforderungen. Das Bewußtsein für unsere Demokratie, für Rechtsstaat und für unsere europäischen Werte ist nicht länger mehr Garant für den Bestand unsrer Demokratie, wenn nationalistische Parteien und Regierungen in vielen europäischen Ländern in genau diesem rassistischen Nationalismus bestätigt werden. Wir erleben seit langem, wie sich der Hass gegen Sinti und Roma, gegen Juden und andere Minderheiten immer mehr verbreitet, die Anschläge in Halle im Oktober des vergangenen Jahres oder in Hanau im Februar 2020 sind nur die jüngsten Beispiele eines immer gewaltsamer werdenden Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus.“