Gedenken an Befreiung des KZ Buchenwald

Im April 1945 wurden die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora befreit. Beim diesjährigen Gedenken stand das Erinnern an die inhaftierten Sinti und Roma im Mittelpunkt.

Jacques Delfeld steht wärhend seiner Gedenkrede an einem Rednerpult. Vor ihm liegen viele Blumenkränze. Hinter ihm sind großformatige Plakate mit Bildern von der Befreiung des KZ Buchenwald zu sehen.
Jacques Delfeld (links) bei der Gedenkrede zusammen mit Doreen Denstädt, Justizministerin und Landesbeauftragte gegen Antiziganismus in Thüringen (Mitte), Professor Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)

Im Zuge der Massenverhaftungen 1938/1939 wurden auch Hunderte von Sinti und Roma in Konzentrationslager verschleppt – darunter auch nach Buchenwald. Als Arbeitssklaven für SS-eigene Betriebe missbraucht, fiel ein Großteil der Häftlinge den unmenschlichen Lebensbedingungen und dem Terror der Wachmannschaften zum Opfer.

Aus Auschwitz-Birkenau brachte die SS 1944 etwa 1.800 Sinti und Roma nach Buchenwald. Für die meisten war das Lager nur Durchgangsstation. Schon nach kurzer Zeit schickt die SS sie weiter nach Mittelbau-Dora, Ellrich oder Harzungen. Hier werden sie unter unmenschlichen Bedingungen als Zwangsarbeiter eingesetzt, die wenigsten überleben

Am 26. September 1944 wurden im KZ Buchenwald zweihundert Sinti und Roma – die meisten waren Kinder und Jugendliche – auf einen Vernichtungstransport nach Auschwitz geschickt. Bis auf zwei Überlebende wurden sie zwei Wochen später allesamt in den Gaskammern ermordet. Heute erinnert in Buchenwald am ehemaligen Block 14 ein Denkmal an die deportierten und ermordeten Sinti und Roma.

Jacques Delfeld, Stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, rief in der zentralen Gedenkrede Staat und Behörden auf, den wachsenden Antiziganismus endlich ernst zu nehmen.

„Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa hetzen rechtsextreme und nationalistische Gruppen und Parteien ganz offen gegen unseren demokratischen Rechtsstaat und auch gegen Minderheiten. Sie machen antiziganistische, antisemitische und rassistische Argumente wieder hoffähig und schüren Gewalt“

Angesichts des Schicksals von mehreren hunderttausend Sinti und Roma, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, sei das Gedenken eine wichtige Voraussetzung, um Gefahren für unseren heutigen Staat frühzeitig zu erkennen.

Gedenkbäume für Sinti und Roma

Entlang der Routen der Todesmärsche, auf denen die Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald im April 1945 von der SS in das bayerische Konzentrationslager Flossenbürg getrieben wurden, pflanzen seit 1999 Menschen gemeinsam Bäume. Sie werden durch Baumpatenschaften finanziert. So entsteht Stück für Stück ein Weg der lebendigen Erinnerung.

Für den Studierendenverband der Sinti und Roma in Deutschland pflanzten im Rahmen der Gedenkveranstaltung der Vorsitzende Francesco Arman und die Studentin Melody Steinbach eine Buche. Der Urgroßvater von Melody Steinbach, Erwin Steinbach, war selbst in den Konzentrations- und Vernichtungslagern Auschwitz-Birkenau, Buchenwald und Mittelbau-Dora inhaftiert. Er gehörte zu der kleinen Zahl von Sinti und Roma, die die Haft überlebten.

Francesco Arman bei der Pflanzung eines Baumes. Er hält eine Schaufel in der Hand.
Baumpflanzung des Studierendenverbands (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)
Melody Steinbach spricht in ein Mikro auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Buchenwald.
Melody Steinbach bei der Begrüßungsrede am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)

Outdoor-Ausstellung

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald wird von vielen Menschen und Initiativen getragen, zu denen auch das Dokumentations- und Kulturzentrum gehört. Gemeinsam mit diesem Netzwerk organisiert die Gedenkstätte zu jedem Jahrestag den Stationenweg „Geschichte. Wissen. Handeln. Ein Weg durch Buchenwald“. Dabei werden verschiedene historische Orte im ehemaligen Konzentrationslager aufgesucht, deren Bedeutung durch Rezitationen, Statements und eine Außenausstellung erläutert wird.

Die verschiedenen Stationen der Ausstellung greifen entweder Ereignisse aus der Geschichte des Lagers auf oder befassen sich mit bestimmten Opfergruppen. An Station 5, den ermordeten Sinti und Roma gewidmet, erinnerte Melody Steinbach an das Schicksal unserer Menschen.

Pate der Station ist der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma gemeinsam mit dem Studierendenverband.

Weitere Informationen zur Gedenkstätte Buchenwald