Neue Berliner Repräsentanz des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma im Aufbau Haus eröffnet

In Berlin wurde am Freitag, den 23. Oktober 2015 in Anwesenheit zahlreicher Politiker, von Gesandten und Botschaftsangehörigen sowie von Vertretern national und international agierender Institutionen die neue Repräsentanz des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma eröffnet.

Mit seiner Berliner Repräsentanz im Aufbau Haus am Moritzplatz möchte das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma die Situation der Minderheit im heutigen Europa kritisch beleuchten und mit den politisch Verantwortlichen diskutieren – dort, wo die zentralen Entscheidungen getroffen werden. Schwerpunkte der Arbeit sollen vor allem die Bereiche Menschenrechtsbildung, Antirassismusarbeit sowie historische Aufklärung sein. Nicht zuletzt sollen in der Repräsentanz die vielfältigen kulturellen Beiträge von Sinti und Roma sichtbar gemacht werden.

Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats und Geschäftsführer des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, betonte in seiner Eröffnungsrede, dass gerade in Zeiten, in denen wieder verstärkt antiziganistische Denkstrukturen im öffentlichen Diskurs zu beobachten sind, es für die Minderheit der Sinti und Roma von großer Wichtigkeit sei, in der Bundeshauptstadt Gesicht zu zeigen und rassistischen Tendenzen entgegenzutreten. Weiter sagte Rose:

„Durch seine in 25-jähriger Arbeit erworbene inhaltliche Kompetenz hat das Heidelberger Zentrum als Facheinrichtung im In- und Ausland große Anerkennung erlangt und gilt inzwischen geradezu als Modell einer erfolgreichen Minderheitenvertretung. Umso wichtiger ist es, dass wir diese Kompetenz hier in Berlin – dank der Aufnahme in das Bundesprogramm ‚Demokratie leben!‘ – nun noch stärker zur Geltung bringen können. Ein thematischer Schwerpunkt des Bundesprogramms ‚Demokratie leben!‘ liegt auf der Bekämpfung des Antiziganismus. Damit hat die Bundesregierung die gesellschaftliche Gefahr, die von dem tief verwurzelten Rassismus gegenüber Sinti und Roma ausgeht, und die Notwendigkeit von dessen Bekämpfung ausdrücklich als Bestandteil der politischen Agenda anerkannt.“

Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sagte in seiner Rede:

„Eine offene, demokratische und tolerante Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der alle Menschen ungeachtet ihrer Herkunft gleichwertig sind und teilhaben können. Das Bundesfamilienministerium fördert nun auch in Berlin einen Ort, der ein Verständnis für die Lebenswirklichkeiten von Sinti und Roma vermittelt und die Arbeit gegen Antiziganismus unterstützt. Ich bin froh, dass wir zu diesem Ort der Kultur, der Begegnung und des politischen Engagements unseren Beitrag leisten.“

Matthias Koch, Geschäftsführer des Aufbau Verlags und der Aufbau Haus GmbH betonte den Dialogcharakter der neuen Repräsentanz: „In diesem Haus, in diesem Raum, können die Vertreter der Minderheit selbstbewusst und gleichberechtigt den Dialog mit Vertretern der Mehrheitsgesellschaft führen.“

Der ehemalige Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer, nannte die Eröffnung der Repräsentanz in der Hauptstadt einen wichtigen Meilenstein für die Sinti und Roma. Weiter sagte er:

„Die Dependance des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, als die Hauptstadtrepräsentanz, wird einen ganz wichtigen Beitrag zur aktiven Wissensvermittlung und Vertretung der Interessen der Sinti und Roma hier in Berlin beitragen, davon bin ich überzeugt. Ich beglückwünsche Sie zu diesem Schritt und wünsche Ihnen natürlich viel Erfolg.“

Der erste programmatische Höhepunkt, der in der neuen Repräsentanz zu sehen sein wird, ist die Ausstellung „Portraits Düsseldorfer Sinti (1931 – 1949)“ mit Werken Otto Pankoks. Die Ausstellung wurde ebenfalls heute durch einige einführende Worte des künstlerischen Leiters der Galerie Kai Dikhas, Moritz Pankok, eröffnet und wird bis zum 19. Dezember zu sehen sein. Die Porträts entstanden vom Beginn der 1930er Jahre bis zu Pankoks Lebensende und umfassen alle künstlerischen Techniken, derer er sich bediente. Während Darstellungen von Sinti und Roma in der bildenden Kunst oft von tief verwurzelten Stereotypen oder exotisch-romantischen Projektionen überlagert sind, lässt Otto Pankok die von ihm porträtierten Menschen in ihrer Individualität und in ihrer unbedingten Würde hervortreten.

Die Berliner Repräsentanz wurde ermöglicht mit finanzieller Unterstützung des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.