Onze beste wensen met je verjaardag, lieve Zoni!

Das Dokumentations- und Kulturzentrum und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma gratulieren Zoni Weisz zum 85. Geburtstag

Zeitzeugengespräch von Zoni Weisz in der Carl-Theodor-Schule Schwetzingen, 2019 (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)
Zeitzeugengespräch von Zoni Weisz in der Carl-Theodor-Schule Schwetzingen, 2019 (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)

Der Sinto Zoni Weisz feierte am 4. März im niederländischen Uden seinen 85. Geburtstag. Zurückschauen kann der Überlebende des Holocaust und vielfach ausgezeichnete Vertreter der niederländischen Floristik dabei auf ein bewegtes Leben. Ein Leben zwischen Verfolgung, Traumatisierung, beruflicher Karriere und politischem Engagement. 1937 in Den Haag geboren, musste Zoni Weisz am 16. Mai 1944 den „wohl schwärzesten Tag der Geschichte für die niederländischen Sinti und Roma“ miterleben. Bei einer landesweiten Razzia wurden alle Sinti und Roma festgenommen und in das Durchgangslager Westerbork gebracht, darunter auch seine Eltern und drei Geschwister.

Zoni Weisz selbst entkam nur durch einen Zufall: Seine Tante hatte ihn am Abend zuvor mit zu sich genommen. Dort musste er von der Festnahme der Familie erfahren. Ein Versuch, im Umland unterzutauchen, scheiterte. Nach der Verhaftung sollte er zusammen mit seiner Tante und deren Kinder ebenfalls in den aus Westerbork bereits abgefahrenen Deportationszug zusteigen. Doch ein niederländischer Polizist verhalf der kleinen Gruppe zur Flucht. Am Bahnsteig in Assen konnte Zoni Weisz für einen kurzen Augenblick seine Angehörigen sehen, die aus den Waggonöffnungen schauten und ihm zuriefen. Während er auf ein Zeichen des Polizisten hin um seine Leben rannte und entkam, brannten sich diese letzten Momente der Begegnung tief in seine Erinnerung ein. Es sollte ein Abschied für immer sein: Seine Eltern und Geschwister wurden in Auschwitz ermordet.

Zoni Weisz überlebte, teils im Versteck, teils mit gefälschten Ausweisdokumenten. Nach der Befreiung durch die Alliierten im Frühjahr 1945 begann die schmerzhafte und ungewisse Suche nach den deportierten Verwandten. Erst Jahre, zum Teil sogar Jahrzehnte später konnte er Details zum Schicksal seiner Lieben in Erfahrung bringen. Der Junge, der seine ganze Familie verloren hatte, blieb lange Zeit psychisch schwer gezeichnet und fand nur langsam und mithilfe seiner Tante wieder ins Leben zurück.

Nach dem Schulabschluss begann Zoni Weisz eine Ausbildung zum Floristen. Damit traf er auf seine erste große Liebe und Leidenschaft, die ihn bis heute begleitet und zum national wie auch international anerkannten Blumendekorateur machte. Nicht zuletzt schmückte er mit seinen Arrangements immer wieder wichtige Ereignisse des niederländischen Königshauses, wie etwa die Hochzeit von König Willem-Alexander und seiner Frau Maxima im Februar 2002. Seiner zweiten großen Liebe begegnete Zoni Weisz in Amsterdam, als er seine Ehefrau Elly kennenlernte und sie im Jahr 1963 heiratete. Bis heute ist sie, wie er immer wieder betont, die wichtigste Stütze in seinem Leben.

Lesung von Zoni Weisz in der Alten Aula der Heidelberger Universität, 2019
Lesung von Zoni Weisz in der Alten Aula der Heidelberger Universität, 2019 (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)
Zoni Weisz mit Schüler*innen und Lehrkräften seiner Partnerschule in Schwetzingen, 2019
Zoni Weisz mit Schüler*innen und Lehrkräften seiner Partnerschule in Schwetzingen, 2019 (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)

Der Verlust der eigenen Familie bewegte Zoni Weisz schließlich auch dazu, sich ehrenamtlich für die Rechte der niederländischen Sinti und Roma einzusetzen. Vor diesem Hintergrund sprach er 2011 als Hauptredner und erster Sinto überhaupt bei der Gedenkstunde für die NS-Opfer im Deutschen Bundestag. 2018 erschien die deutschsprachige Ausgabe seine Biografie unter dem Titel „Der vergessene Holocaust“. Mit der Carl-Theodor-Schule in Schwetzingen, der Partnerschule des Dokumentationszentrums, verbindet Zoni Weisz eine langjährige Patenschaft im Rahmen des Projekts „Schule ohne Rassismus“. Sie ist besonderer Ausdruck des Dialogs, den er über viele Jahrzehnte hinweg immer wieder gerade auch mit jungen Menschen gesucht und gepflegt hat.

Zoni Weisz als Redner bei der Einweihung des Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin, 2012
Zoni Weisz als Redner bei der Einweihung des Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin, 2012 (Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)