Stilles Gedenken am 27. Januar 2022

Stilles Gedenken anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens der Opfer des Holocaust und des 77. Jahrestages der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau: Am 27. Januar 1945 gedachten das Dokumentations- und Kulturzentrum und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma der 500.000 ermordeten Sinti und Roma Europas und an aller Menschen, die der nationalsozialistischen Willkürherrschaft zum Opfer fielen.

Stilles Gedenken am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas am 27. Januar 2022 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust
Stilles Gedenken am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas am 27. Januar 2022 (Foto: Nihad Nino Pušija)

Gedenken in Berlin und online

Am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas neben dem Reichstag in Berlin legte der Vorsitzende des Dokumentations- und Kulturzentrums und des Zentralrats, Romani Rose, zusammen mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth, der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau, und weiterer hochrangiger Gäste auf Politik und Öffentlichkeit Kränze nieder. Im Rahmen eines stillen Gedenkens gedachten sie der ermordeten Sinti und Roma Europas und an aller Menschen, die der nationalsozialistischen Willkürherrschaft zum Opfer fielen.

Anders als in den letzten Jahren konnte das stille Gedenken aufgrund der Corona-Pandemie nicht im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung stattfinden. Aus diesem Grund entschieden wir uns, zusammen mit dem Zentralrat und der Stiftung Denkmal, dazu, parallel ein virtuelles Gedenken auf unseren Social-Media-Kanälen anzubieten. Das Gedenkvideo finden Sie weiter unten eingebettet.

Gedenken am 27. Januar in Brüssel

Romani Rose nahm auf Einladung von Generalsekretärin Marija Pejčinović Burić mit einer Videobotschaft an der Gedenkveranstaltung des Europarats teil. Die virtuelle Gedenkveranstaltung des Europarats in Brüssel ist auf der Homepage des Europarats abrufbar.

Auszüge aus den Ansprachen

„Eigentlich habe ich sehr viel Vertrauen in unsere Politik heute. Ich fühle mich geschützt, ich habe keine Angst, dass so etwas nochmal passieren könnte. Aber so langsam hört man es immer wieder: Es wird gehetzt über diese und jene… Es sind immer Hetzreden und Hass dabei. Das ist etwas Schlimmes, das setzt sich in den Menschen fest.“

Lona Strauss-Dreißig, Holocaust-Überlebende

Denn die Verbrechen – der Holocaust, aber auch schon die polizeiliche Verfolgung in der Zeit der Weimarer Republik, die Vorgeschichte – hatten auch eine Nachgeschichte: Das ist die Geschichte der Bundesrepublik. Sie ist verbunden mit einer zweiten schweren Schuld, letztlich einer zweiten Ermordung, einer zweiten Verfolgung. Diejenigen, die überlebt hatten und die Nachkommen der Ermordeten, saßen in Behörden, saßen in Polizeistationen, saßen an allen möglichen Stellen in Deutschland wieder denen gegenüber, die sie vorher der Vernichtung preisgegeben hatten.

Da entschieden solche, die Handlanger der Verfolgung waren, über „Wiedergutmachungs“-anträge. Und in der Regel wurde Entschädigung, wurde Anerkennung verweigert. Die Geschichte der Bundesrepublik ist eine Geschichte der Nicht-Anerkennung und der erneuten Schuld und der Verbrechen gegenüber den Sinti und Roma. Das muss endlich deutlich bekannt werden.“

Helge Lindh, Mitglied des Bundestages

„Erinnern heißt die eigene Stimme gegen Unrecht zu erheben und nicht zu schweigen. Gesetze und Maßnahmen zum Schutz und Förderung von Minderheiten im Land zu schaffen. Denn die Rechtsstaatlichkeit eines Landes lässt sich am Umgang mit den Minderheiten bemessen.“

Dotschy Reinhardt, Vorsitzende des Landesrates der Sinti und Roma Berlin-Brandenburg