Der Direktor des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, Dr. Piotr M. A. Cywiński, wird für seine besonderen Verdienste mit dem Sonderpreis des „Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma in Erinnerung an Oskar und Vinzenz Rose“ gewürdigt. Die Verleihung durch den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und die Manfred-Lautenschläger-Stiftung findet anlässlich der Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag des 2. Augusts statt, dem Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma.
Dr. Cywiński leistet eine herausragende Arbeit, um das Vermächtnis der Opfer von Auschwitz zu bewahren und um das Bewusstsein für den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma zu stärken. Die Unterstützung der jährlichen Gedenkveranstaltung im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktages für Sinti und Roma am 2. August, die Einrichtung der Dauerausstellung zum nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau und die jüngsten Weiterbildungsmaßnahmen der Museumspädagogen im Heidelberger Dokumentationszentrum sind nur einige Meilensteine, die hier beispielhaft für die intensive Zusammenarbeit von Zentralrat und Dokumentationszentrum mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau stehen.
Dr. Cywiński, der in den letzten Jahren schweren öffentlichen Angriffen und Hasskampagnen von rechtsextremen und nationalistischen Bewegungen in Polen ausgesetzt war, steht maßgeblich für die Erinnerungs- und Gedenkpolitik bezüglich des Holocaust an den Sinti und Roma Europas. Diese Erinnerungspolitik wurde von Dr. Cywiński nicht ausschließlich auf die notwendige Aufarbeitung der Vergangenheit ausgerichtet, sondern sie versteht sich als Verantwortung für die Gegenwart.
Der Europäische Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma soll vor dem Hintergrund der äußerst besorgniserregenden Menschenrechtssituation in vielen europäischen Staaten einen Beitrag zur Wahrung und Durchsetzung der Bürgerrechte der Angehörigen der Sinti- und Roma-Minderheiten in ihren jeweiligen Heimatländern leisten. Zugleich versteht sich der Preis als ein Signal an die politisch Verantwortlichen, an Medien und gesellschaftliche Gruppen in Europa, gegen tief verwurzelte Klischees und Vorurteilsstrukturen vorzugehen, um die alltägliche Ausgrenzung der Minderheit schrittweise zu überwinden.
Im Jahr 2008 erstmals vergeben, ist der Preis seit 2019 nach den Holocaust-Überlebenden Oskar und Vinzenz Rose benannt, zwei herausragende Vertreter der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma in Deutschland. Vinzenz Rose überlebte das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Die bisherigen Preisträger sind Wladyslaw Bartoszewski (†), Auschwitz-Überlebender und zweimaliger polnischer Außenminister (2008), Simone Veil (†), erste Präsidentin des Europäischen Parlaments (2010), Thomas Hammarberg, ehemaliger Menschenrechtskommissar des Europarats (2012), Tilman Zülch (†), Mitbegründer und Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker (2014), die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (2016) und Andrej Kiska, Präsident der Slowakischen Republik (2019).