2010: Kooperationsvertrag Carl-Theodor-Schule

Im Jahr 2004 begann die Kooperation zwischen der Carl-Theodor-Schule und dem Dokumentationszentrum mit dem Besuch von Workshops zur Ausstellung „Opfer rechter Gewalt“ und der Beteiligung von Schülerinnen und Schülern der damaligen 8. Klassen an dem Plakatwettbewerb des Zentrums unter dem Motto „Miteinander gegen Rassismus – Miteinander gegen Rechts“.

Eine Jury wählte unter den etwa 80 Wettbewerbsplakaten drei Preisträger aus, darunter auch den Beitrag der Carl-Theodor-Schule. Als Auszeichnung wurden Postkarten von den prämierten Plakaten gedruckt und die Preisträger vom Dokumentations- und Kulturzentrum zu einer Reise nach Berlin eingeladen.

Die Teilnahme an der Gedenkfeier mit Bundespräsident Johannes Rau zur Erinnerung an den Aufstand der Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau am 16. Mai 2004 bildete den eindrucksvollen Abschluss dieser Reise.

Nachdem damit der Grundstein für eine Zusammenarbeit gelegt war, folgte im Schuljahr 2005/2006 die gemeinsame Konzeption und Durchführung eines einjährigen Seminarkurses zur Geschichte der Stadt Heidelberg während der NS-Zeit.

Nach einer intensiven Einarbeitungs- und Recherchephase und dem Verfassen von entsprechenden Facharbeiten wurden die Seminarergebnisse am 28. Juni 2006 vor Schülern der Jahrgangsstufe 11 sowie am 14. Juli beim Prüfungscolloquium in der Carl-Theodor-Schule präsentiert.

Bei dem Projekt „Erinnern für die Zukunft – Sinti und Roma im Konzentrationslager Natzweiler“ arbeiteten fünf Schülerinnen an einer besonders auf jugendliche Besucher der KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof zugeschnittenen Publikation des Dokumentationszentrums mit.

Die noch druckfrische Publikation, zu der die Schülerinnen fünf Häftlingsbiografien beitrugen, wurde im Rahmen einer Abendveranstaltung im Dokumentationszentrum am 10. Mai 2006 vorgestellt.

Am 25. April 2008 war mit dem niederländischen Sinto Zoni Weisz nicht nur einer der erfolgreichsten niederländischen Blumenkünstler in der Carl-Theodor-Schule zu Gast, sondern auch ein Zeitzeuge, dessen persönliche Geschichte Schüler und Lehrer sehr bewegte.

Am 12. Juni 2010 nahmen 18 Schülerinnen und Schüler an einer vom Dokumentationszentrum organisierten Exkursion zum ehemaligen Konzentrationslager Dachau teil und nahmen die Möglichkeit wahr, sich über die Geschichte des Lagers und seiner Häftlinge zu informieren.

Im Mittelpunkt des vom Historiker Andreas Pflock geleiteten Rundgangs standen neben dem Schicksal der Sinti- und Roma-Häftlinge die persönlichen Berichte und Biografien von Gefangenen.

Bei einer Razzia im Mai 1944 wurde seine Familie verhaftet und in das Durchgangslager Westerbork verschleppt. Nur der damals achtjährige Zoni konnte durch die Hilfe zweier niederländischer Polizisten dem Transport nach Auschwitz entkommen. Neben seinem Leben blieben ihm von seinen Eltern und drei Geschwistern nur fünf vergilbte Fotos. Und der Schmerz um den Verlust seiner gesamten Familie.

Seit dem Sommer 2010 unterstützt die Carl-Theodor-Schule aktiv die Erprobung des neuen pädagogischen Angebots des Zentrums mit dem Titel „Gleich = Verschieden – Lebenswelten junger Sinti und Roma“. Ein Vormittag, dessen Schwerpunkt nicht auf der Vergangenheit, sondern auf der Gegenwart liegt. Ein Projekt, das sich als eine Form von Präventionsarbeit zum aktuellen Antiziganismus versteht und nicht allein Vorurteile, Stereotypen und ihre Dimensionen aufzeigt, sondern die Schüler in einem kognitiven Prozess für mögliche Anzeichen von Rassismus und Diskriminierung in der heutigen Gesellschaft sensibilisieren will.

Vor dem Hintergrund der erschreckenden Roma-Abschiebungen in Frankreich haben die Carl-Theodor-Schule und das Dokumentationszentrum mit Beginn des Schuljahres 2010/2011 das Projekt „Leben als Minderheit zwischen Integration und Ausgrenzung am Beispiel der Sinti und Roma – Europas größter Minderheit“ zweier Ethik-Kurse initiiert. Den Auftakt bildete am 7. Oktober 2010 ein Expertengespräch der Schüler mit dem Leiter des Referats Dokumentation, Silvio Peritore.

Der am 19. November 2010 unterzeichnete Kooperationsvertrag soll eine dauerhafte vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Carl-Theodor-Schule und dem Dokumentations- und Kulturzentrum vereinbaren und festigen.

Gemeinsam wollen beide Partner Zusammenhänge aus Geschichte, Gegenwart und Politik vermitteln und damit die Fähigkeit von Schülern fördern, politisches Denken und Handeln sowie die eigene politische Verantwortung in der Gesellschaft zu erkennen, zu diskutieren, zu erleben und zu entwickeln.

Ansprechpartner

Carl-Theodor-Schule:
Nicola Höfs
Friedemann Holzapfel
Karl-Ludwig Münkel

Dokumentations- und Kulturzentrum:
Andreas Pflock