Mit großer Betroffenheit haben wir erfahren, dass Čeněk Růžička, der Vorsitzende des tschechischen Komitees für die Entschädigung des Roma-Holocaust, am 9. Dezember im Alter von 76 Jahren verstorben ist. Mit Čeněk Růžička verliert die Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma eine ihrer wichtigsten Stimmen. Nicht zuletzt ist es seinen Anstrengungen zu verdanken, dass sich die tschechische Regierung nach jahrelangen Diskussionen bereit erklärt hat, am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Lety u Písku eine würdige Gedenkstätte einzurichten.
Das Konzentrationslager in Lety u Písku in der heutigen Tschechischen Republik, war 1940 als Gefängnis und Arbeitslager errichtet worden. Ab August 1942 wurde es zu einem Konzentrationslager umfunktioniert, in dem vor allem Sinti und Roma inhaftiert wurden. Schätzungen gehen von mindestens 1.400 Inhaftierten aus. Mindestens 326 von ihnen, darunter viele Kinder, wurden ermordet. Die Überlebenden wurden 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und das Lager Lety wurde im August 1943 geschlossen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden fast alle tschechischen Roma ermordet, nur ein Zehntel überlebte.
In den 1970er Jahren wurde auf dem zur damaligen Tschechoslowakei gehörenden Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers eine große Schweinefarm errichtet. Einen Ort der Erinnerung an das Konzentrationslager gab es nicht. Ein derartiger Umgang mit diesem Ort hat nicht die Opfer beschämt, sondern diejenigen, die dafür Verantwortung getragen haben.
Es bedurfte eines über zwei Jahrzehnte geführten Kampfes, bei dem Čeněk Růžička eine führende Rolle spielte, bis die tschechische Regierung schließlich 2017 einen Vertrag mit dem Unternehmen schloss, um die Schweinefarm aufzukaufen. Die Schweinefarm wurde 2018 geschlossen und auf dem Gelände wird nun endlich eine würdige Gedenkstätte errichtet werden.
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, würdigte Cenek Ruzickas jahrzehntelanges Engagement:
„Ich habe Cenek Ruzicka als einen Mann kennengelernt, der mit unermüdlichem Einsatz für die gleichberechtigte Teilhabe unserer Minderheit eingetreten ist. Wir verlieren mit ihm eine ganz besondere Persönlichkeit, die sich den Respekt aller erworben hat, die ihm begegnen durften. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.“