Als Aktivistin der ersten Stunde der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma kämpfte Ilona Lagrene jahrzehntelang für die Anerkennung und Gleichberechtigung aller Angehörigen unserer Minderheit. Ihr unermüdlicher Einsatz für die Vermittlung eines Bewusstseins für die 600-jährige Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland war bis zuletzt Teil ihrer politischen Arbeit wie auch ihres Engagements in der Bildungs- und Jugendarbeit. Sie verstarb am 19. November im Alter von 73 Jahren.
Im Rahmen dieser Erinnerungsarbeit begleitete Frau Lagrene unzählige Fahrten mit Jugendlichen zu den Gedenkstätten der ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager wie Natzweiler und Auschwitz-Birkenau, in denen 24 Familienmitglieder von Ilona Lagrene von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Tief berührt waren die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihrer Führungen durch die Heidelberger Altstadt, mit denen sie das Schicksal der vertriebenen und deportierten Sintifamilien dem Vergessen entriss.
Als Tochter von Holocaust-Überlebenden setzte sich Ilona Lagrene dafür ein, das Menschheitsverbrechen des Holocaust an 500.000 Sinti und Roma anzuerkennen und darüber aufzuklären. Ihr unermüdlicher Einsatz und ihr Mut machten Ilona Lagrene zu einem Vorbild weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus. Wir sind Ilona Lagrene für ihr Engagement zu großem Dank verpflichtet.
„Ilona Lagrene hat zu Beginn der Bürgerrechtsarbeit Pionierarbeit geleistet und gemeinsam mit vielen anderen dafür gekämpft, dass der Holocaust an unserer Minderheit von der Bundesregierung anerkannt wurde. Ohne Menschen, wie Ilona Lagrene würde es die Bürgerrechtsarbeit der Sinti und Roma in der heutigen Form nicht geben.“
Romani Rose