Trier eröffnet Denkmal zur Erinnerung an NS-Holocaust an Trierer Sinti und Roma

Am 10. September 2012, um 12:30 Uhr, weiht die Stadt Trier auf Initiative des rheinland-pfälzischen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die während der NS-Zeit deportierten und ermordeten Sinti und Roma auf dem zentralen Bischof-Stein-Platz in der historischen Altstadt ein.

Platz hinter dem Trierer Dom mit dem Denkmal.
Die Gedenkstätte zur Erinnerung an die während der NS-Zeit deportierten und ermordeten Sinti und Roma entsteht direkt hinter dem berühmten Trierer Dom (Foto: Friedemann Vetter)

Zu diesem Anlass zeigt die Stadt Trier vom 10. bis zum 25.09.2012 (Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr) im Kurfürstlichen Palais die Ausstellung „10 Jahre Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma“. Das Dokumentations- und Kulturzentrum wurde am 16. März 1997 in der Heidelberger Altstadt vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog feierlich eröffnet. Zu diesem Anlass sprach Roman Herzog die historischen Worte:

„Der Völkermord an den Sinti und Roma ist aus dem gleichen Motiv des Rassenwahns, mit dem gleichen Vorsatz, mit dem gleichen Willen zur planmäßigen und endgültigen Vernichtung durchgeführt worden wie der an den Juden.“

Seit seiner Eröffnung dient das Zentrum als Ort der Erinnerung, der Menschenrechte, des Dialogs und der Begegnung. Hier lebt die reiche Kultur der Sinti und Roma. Literatur, Malerei, Musik – die kulturellen Beiträge der Minderheit sind so vielfältig wie die Menschen selbst und werden in einer eigenen Veranstaltungsreihe mit Vorträgen, Ausstellungen, Filmvorführungen, Konzerten und Exkursionen präsentiert. Darüber hinaus ist das Zentrum Ort des Gedenkens an die Opfer des NS. Speziell der Holocaust an den Sinti und Roma wird in der weltweit einzigartigen Dauerausstellung aufgearbeitet, die das Haus zu einem bedeutenden Museum zur Zeitgeschichte und zu einem Ort historischer Erinnerung macht.

Deshalb besteht auch eine der zentralen Aufgaben darin, die über 600-jährige Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland und Europa zu dokumentieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den NS-Völkermordverbrechen, die jahrzehntelang aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt wurden. Priorität haben dabei die Interviews mit Überlebenden des Holocaust und das Festhalten ihrer Erinnerungen auf Tonband oder Video und Archivrecherchen im In- und Ausland. Darüber hinaus sammelt das Zentrum systematisch private Zeugnisse von Überlebenden und ihren Angehörigen, wobei alte Familienbilder von besonderem Interesse sind. Aus dieser Arbeit ist mittlerweile ein Archiv entstanden, das in seiner Art einzigartig ist.

Immer im Mittelpunkt stehen die Menschenrechte. Als Forum für Minderheiten sollen hier alle eine Stimme erhalten, die Opfer von Diskriminierung und Gewalt sind. Denn vor dem Hintergrund der eigenen Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus besteht eine besondere Verpflichtung, ein Ort kritischer Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen zu sein, und in der Antirassismusarbeit, der Bildung sowie der pädagogischen Arbeit Akzente zu setzen.

Mit Unterstützung der Stadt Heidelberg wurde das Zentrum zu Beginn der Neunzigerjahre eingerichtet. Gemeinsam mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma bildet es die zentrale Einrichtung der Minderheit in Deutschland. Zentrum und Zentralrat agieren unabhängig voneinander und sind rechtlich getrennte Vereine. Die Zusammenarbeit ist aber sehr eng. Als europaweit singuläre Einrichtung wird das Zentrum durch die Bundesregierung und das Land Baden-Württemberg institutionell gefördert. Die Jubiläumsausstellung blickt auf die Entwicklung des Hauses zurück und zeigt die Schwerpunkte unseres aktuellen, zunehmend international geprägten Engagements auf.