Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma begrüßt die heute von dem Schweizer Presserat veröffentlichte Entscheidung gegen die schweizerische Wochenzeitung „Weltwoche“.
Mit der Entscheidung wurde einer Beschwerde des Zentralrats vom April diesen Jahres entsprochen (AZ: 59/2012). Der Presserat stellte fest, die „Weltwoche“ habe mit der Veröffentlichung der Titelseite vom 5. April 2012 („Die Roma kommen: Raubzüge in die Schweiz“ – Familienbetriebe des Verbrechens“) die Ziffern 3 (Entstellung von Informationen, Archiv- und Symbolbildern) und 8 (Diskriminierung) des Schweizerischen Pressecodex verletzt. Auf dem Titelbild war ein kleines Roma-Kind abgebildet, das mit einer Spielzeugpistole auf den Leser zielte.
Mit dieser Entscheidung habe das Selbstkontrollorgan der Presse einen wichtigen Beitrag für die Wahrung der rechtsstaatlichen Prinzipien geleistet, erklärte heute dazu der Zentralratsvorsitzende, Romani Rose, in Heidelberg. Es habe sich um einen der schlimmsten Fälle öffentlicher Stimmungsmache gegen die Minderheit gehandelt. Sinti und Roma seien dadurch öffentlich unter Generalverdacht gestellt worden.
„In einem Rechtsstaat hat nur jeder Einzelne sein Fehlverhalten zu verantworten, nicht eine Gruppe, der er aufgrund seiner Abstammung, Religion oder Hautfarbe angehört.“
Romani Rose
Der Schweizer Presserat begründete seine Entscheidung damit, dass die Roma „besonders diskriminierungsgefährdet“ seien. „Durch die generalisierende Formulierung der Schlagzeile ‚Die Roma kommen‘ werden alle Roma angesprochen und potentiell als Kriminelle hingestellt. Die Kombination des Bildes des Jungen mit der Pistole mit der Wortfolge ‚Raubzüge in der Schweiz – Familienbetriebe des Verbrechens‘ sowie die verallgemeinernde Formulierung insinuierten zudem eine bevorstehende Masseninvasion einer ethnischen Minderheit. Damit bedient die Titelseite sowohl die Angst vor dem Fremden als auch herkömmliche stereotype Vorurteile über die Roma“, so der Presserat (Ziff. II, 4. Stellungn. 59/2012 vom 26.10.2012)
Als Konsequenz aus dieser Verurteilung, so Zentralratsvorsitzender Rose, sollte die Leitung der „Weltwoche“ auch etwas unternehmen, um der Familie des Jungen, dessen Bild nach Feststellung des Presserats missbräuchlich verwendet wurde, Wiedergutmachung zu leisten. Sie lebt in ärmlichen Verhältnissen im Kosovo.