Inszenierung des Fremden. Fotografische Darstellung von Sinti und Roma im Kontext der historischen Bildforschung Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg 12./13. November 2009
Obgleich die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende fotografische Repräsentation von Sinti und Roma die Entwicklung vorurteilsbeladener „Zigeuner“-Bilder maßgeblich beeinflusst hat, ist dieser Aspekt bislang kaum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung oder gar Thema öffentlicher Diskussion. Bis heute werden historische „Zigeuner“-Fotos in zeitgeschichtlichen Ausstellungen, in Medien oder im Rahmen von Bildungsprojekten eingesetzt, ohne dass die Entstehungsbedingungen dieser Bilder und ihre Wirkungen auf den heutigen Betrachter hinreichend reflektiert würden. Auf diese Weise trägt das Medium Fotografie ganz entscheidend zum Fortbestehen von verzerrten oder zumindest eindimensionalen Wahrnehmungsmustern über die Minderheit der Sinti und Roma bei. Nicht zuletzt stellt sich diese Problematik im Zusammenhang mit der Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen und dem Umgang mit der fotografischen Hinterlassenschaft der Täter. Ein erster thematischer Schwerpunkt der Tagung widmete sich deshalb dem Komplex „Fotografie im NS-Staat“. Am zweiten Tag wurden zentrale Aspekte der visuellen Repräsentation von Sinti und Roma dargestellt und analysiert, auch mit Blick auf den Einsatz von Fotos in Ausstellungen bzw. in der historisch-politischen Bildung. Mit fast 70 Teilnehmern aus dem universitären Bereich, aber auch aus Gedenkstätten und Bildungseinrichtungen, konnte ein breiter Kreis von Fachkollegen und Interessierten für die Tagung gewonnen werden. Parallel zur Tagung präsentierte das Dokumentations- und Kulturzentrum ausgewählte Werke des dänischen Fotografen Joakim Eskildsen, dessen im Steidl-Verlag erschienenes Buch „The Roma Journeys“ vielfach ausgezeichnet wurde.