George Soros mit dem Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma ausgezeichnet

Der Holocaustüberlebende, Investor und Philanthrop George Soros ist in Berlin mit dem Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma ausgezeichnet worden. Der Europäische Bürgerrechtspreis wird vom Zentralrat und dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma sowie der Manfred Lautenschläger-Stiftung vergeben, die den mit 15.000 Euro dotierten Preis stiftet. Der Preis würdigt herausragende Persönlichkeiten, die sich auf der europäischen Ebene um die gleichberechtigte Teilhabe und Menschenrechte von Sinti und Roma verdient gemacht haben.

„Der Parlamentarische Staatssekretär Michael Brand, Beauftragter der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma in Deutschland, hielt die Laudatio und sagte: „George Soros ist ein würdiger Träger des Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma. Als Holocaustüberlebender, aktiver Vorkämpfer gegen Diktatur und für die Offene Gesellschaft sowie als international bedeutender Unterstützer des Konzeptes von Zivilgesellschaft steht Soros auch dafür, dass Minderheitenrechte immer Menschenrechte sind. Sein jahrzehntelanger Einsatz für Demokratie und Menschenrechte weltweit ist einzigartig. Das gilt besonders für seinen einzigartigen Beitrag im Kampf gegen Antiziganismus in Europa. George Soros hat es zu seiner Lebensaufgabe gemacht, die zu unterstützen, deren Freiheit und Menschenwürde bedroht sind. Seine Arbeit hat Millionen Menschen geholfen und Hoffnung gegeben. Sie verdient allerhöchsten Respekt.“

Mit der Preisverleihung 2025 wird George Soros „für sein jahrzehntelanges Engagement für die gesellschaftliche Gleichstellung von Sinti und Roma“ ausgezeichnet, erklärte der Zentralratsvorsitzende Romani Rose. Soros und seine Open Society Foundations setzen sich seit über 40 Jahren vor allem in Ost- und Südosteuropa für die Minderheit ein. Sie ermöglichten mehr als 150.000 jungen Roma aus armen Verhältnissen Bildung und Ausbildung..  

Der 95-jährige Preisträger konnte die Auszeichnung leider nicht persönlich entgegennehmen, übermittelte aber eine Dankesbotschaft: „Es ist mir eine große Ehre, den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma entgegenzunehmen. Seit Beginn meiner Arbeit mit Roma-Gemeinschaften haben diese sich an vorderster Front für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen eingesetzt, unterstützt von vielen Partnern, die die Überzeugung teilen, dass alle Menschen gleich und mit Würde behandelt werden sollten. Es wurden echte Fortschritte erzielt, aber der Kampf ist noch nicht vorbei. Jahrhunderte der Marginalisierung lassen sich nicht schnell ungeschehen machen, und Diskriminierung besteht nach wie vor. Die wachsende Zahl von Roma-Führungskräften, Unternehmern, Wissenschaftlern und Studenten, die ihre eigene Zukunft gestalten, gibt mir große Hoffnung. Es ist angemessen, dass die Preisgelder den Roma Education Fund unterstützen, der jungen Roma hilft, ihre Ausbildung fortzusetzen und ein besseres Leben für sich und ihre Gemeinschaften aufzubauen. Ihre Entschlossenheit zeigt, dass sich ein dauerhafter Wandel vollzieht. Ich bin dankbar für diese Anerkennung und für all diejenigen, die diese wichtige Arbeit fortsetzen.

Der Stifter des Europäischen Bürgerrechtspreises, Dr. h.c. Manfred Lautenschläger, hat im Vorfeld der Verleihung hervorgehoben: „Der Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma ist vor allem ein Signal an die Mehrheitsgesellschaft, in historischer Erinnerung dem heute wieder besorgniserregenden Antiziganismus entgegenzutreten.“ Manfred Lautenschläger verbindet dies mit seinem Appell: „Die Zivilgesellschaft ist aufgerufen, Antiziganismus zu widersprechen und zu ächten.“

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, würdigte den Preisträger mit folgenden Worten: „George Soros und seine Stiftungen haben zur beruflichen Selbstbestimmung junger Menschen, deren Familien oftmals unter apartheidsähnlicher Ausgrenzung in EU-Mitgliedsländern leben, beigetragen“. Rose verwies darauf, dass 85 Prozent der Roma-Kinder in der EU armutsgefährdet sind, während es bei der übrigen Bevölkerung „nur“ 20 Prozent der Kinder sind.“ Mit dem Preis will der Zentralrat „ein sichtbares Zeichen gegen die antiziganistische Ausgrenzung der größten ethnischen Minderheit in Europa setzen.“

Rose führte weiter aus: „Nach dem Zivilisationsbruch des Holocaust hat sich die Bundesrepublik 1949 mit dem Grundgesetz einen Wertekanon gegeben, der gerade in schwierigen Zeiten sich bewähren muss. Mit der vom Bundesrat initiierten Aufnahme der nationalen Minderheiten in das Grundgesetz würde Deutschland ein Zeichen setzen, dass der demokratische Rechtsstaat seine Minderheiten schützt und die Gefahren des sich wieder mit Gewalt und Mordanschlägen zeigenden Antiziganismus ernst nimmt. Die Menschenwürde ist universell und orientiert sich nicht an der Abstammung, Religion, Hautfarbe oder Nationalität. Daran will der Europäische Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma im Angedenken an Oskar und Vinzenz Rose, den Gründern der Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti und Roma, erinnern.“

Der Europäische Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma in Gedenken an Oskar und Vinzenz Rose wurde am 23. Oktober 2025 im Hotel Adlon Kempinski Berlin vom Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sowie von Markus Lautenschläger, Geschäftsführer der Manfred Lautenschläger-Stiftung, stellvertretend an Alexander Soros, den Sohn des Ausgezeichneten, überreicht. „Die Diskriminierung, der die Roma ausgesetzt sind, ist eine Bedrohung für ganz Europa. Ich stehe den Roma in ihrem Streben nach Gleichberechtigung und Freiheit zur Seite“, sagte Alexander Soros aus Anlass der Ehrung seines Vaters. „Wir haben uns für die Roma-Gemeinschaft eingesetzt, weil wir ihre Stärke und Widerstandsfähigkeit erkannt haben. Und wir werden uns auch weiterhin für sie engagieren, jetzt und in Zukunft.“ Und er fügte hinzu: „Wir werden die Roma Foundation for Europe weiterhin unterstützen, die zeigt, dass die Roma nicht nur ein schutzbedürftiges oder marginalisiertes Volk sind, sondern eine Gemeinschaft voller Stolz, Potenzial und Stärke.“

Markus Lautenschläger machte deutlich: „George Soros verkörpert mit seinem selbstlosen Engagement für Menschenrechte und Demokratie wie kaum ein anderer unsere Überzeugung als Stifter, dass Eigentum auch sozial verpflichtet. Mit seinem beispiellosen Engagement für die Gleichstellung von Roma in Europa zeigt uns George Soros, wie wirtschaftlicher Erfolg und soziale Verantwortung effektiv einhergehen können.“ Der Europäische Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma

Der Europäische Bürgerrechtspreis ist ein Beitrag zur Wahrung und Durchsetzung der Bürgerrechte von Sinti und Roma in ihren jeweiligen Heimatländern. Der Preis wurde 2008 erstmals vergeben, seit 2019 in Erinnerung an Vinzenz und Oskar Rose, die die Bürgerrechtsarbeit der Minderheit maßgeblich initiiert und geprägt haben. Die Laureaten setzen sich beispielhaft für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein und sind – angesichts der langen Geschichte des Antiziganismus – Vorbilder in ihrem Bemühen, die Menschenrechtssituation der Sinti und Roma zu verbessern. Die bisherigen Preisträger sind Wladyslaw Bartoszewski (†), ehemaliger Staatssekretär und Außenminister der Republik Polen (2008), Simone Veil (†), ehemalige Präsidentin des Europäischen Parlaments (2010), Thomas Hammarberg, ehemaliger Menschenrechtskommissar des Europarats (2012), Tilman Zülch (†), Mitgründer und Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker (2014), die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (2016), der frühere Präsident der Slowakischen Republik, Andrej Kiska (2019), und die ehemalige Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Angela Merkel (2021) und den US-amerikanischen Architekten Daniel Libeskind (2023).

Der Stifter des Preises

Dr. h.c. Manfred Lautenschläger ist einer der Gründer des seit 1971 bestehenden Finanzdienstleisters MLP SE. In der Zeit von 1984 bis 1999 fungierte er als dessen Vorstandsvorsitzender und wechselte dann in den Aufsichtsrat des Unternehmens, dessen Ehrenvorsitzender er seit 2018 ist. Im Jahr 2002 rief er die Manfred Lautenschläger-Stiftung ins Leben, deren Zweck die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur sowie der Völkerverständigung ist. Manfred Lautenschläger ist Ehrendoktor der theologischen Fakultät der Universität Heidelberg, Ehrensenator der Universität Heidelberg und der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg sowie Mitglied des Universitätsrates der Universität Heidelberg. Seit Juli 2002 gehört Manfred Lautenschläger dem Kuratorium des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma an. Die Manfred Lautenschläger-Stiftung stiftet seit 2008 den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma.