Am 16. Februar 2016 verstarb Eva Pankok, die langjährige Leiterin des Otto-Pankok-Museums, im Alter von 90 Jahren in Wesel.
Eva Pankok, einzige Tochter des bekannten Malers und Bildhauers Otto Pankok und der Journalistin Hulda Pankok, war mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma über viele Jahre eng verbunden. Mehrere gemeinsame Ausstellungen und eine gemeinsame Buchpublikation legen von dieser intensiven Zusammenarbeit Zeugnis ab.
Eva Pankok hat sich mit unermüdlicher Energie dafür eingesetzt, das künstlerische und humanistische Erbe ihres 1966 verstorbenen Vaters zu bewahren. Otto Pankok schuf seit den frühen 1930er Jahren Hunderte Porträts von Düsseldorfer Sinti; viele der Porträtierten wurden später Opfer des Holocaust. Durch die enge Verbundenheit ihres Vaters mit der Minderheit kam Eva Pankok bereits als Kind mit gleichaltrigen Sinti in Kontakt. Aus diesen frühen Begegnungen sind enge Freundschaften entstanden. Bis zuletzt hat sie sich für die Minderheit und ihre Belange engagiert.
Während der NS-Diktatur hat Eva Pankok den entbehrungsreichen Weg ihrer Eltern geteilt. Sie musste miterleben, wie die Werke ihres Vaters als „entartet“ diffamiert wurden. Otto Pankok erhielt Berufsverbot, die Familie geriet in das Visier der Gestapo. Kurz vor Kriegsende versteckten die Pankoks den befreundeten Maler Matthias Barz und seine jüdische Frau, die sich auf der Flucht befanden, in ihrem Haus der Eifel. Hierfür wurden Otto und Hulda Pankok von der Gedenkstätte Yad Vashem posthum mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Eva Pankok nahm den Preis Ende 2014 aus den Händen des israelischen Botschafters in Berlin entgegen: es ist die höchste Auszeichnung, die an Nichtjuden vergeben wird.
In der frühen Nachkriegszeit setzte sich Otto Pankok in beispielloser Weise für die überlebenden Sinti und ihre Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus ein. Eva Pankok kümmerte sich insbesondere um die von der KZ-Haft schwer traumatisierten Kinder. Die Porträts der Überlebenden, die Otto Pankok in diesen Jahren schuf, spiegeln die tiefe körperliche und seelische Verwundung der Menschen eindringlich wider und gehören zu den bedeutendsten Beiträgen künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Holocaust an den Sinti und Roma.
Um den einzigartigen Stellenwert dieses Werks zu würdigen, wurde die neue Berliner Repräsentanz des Dokumentations- und Kulturzentrums im Aufbauhaus im Oktober 2015 mit einer Ausstellung von Pankoks Sinti-Porträts feierlich eröffnet. Eva Pankok nahm gemeinsam mit Mitarbeitern des Otto-Pankok-Museums am Eröffnungsfestakt teil.
Der Vorsitzende des Zentrums, Romani Rose, war mit Eva Pankok bis zuletzt freundschaftlich verbunden. Beim Festakt anlässlich ihres 90. Geburtstags im Juli 2015 würdigte er ihr großartiges Engagement mit folgenden Worten:
„Die Jahre der existenziellen Gefährdung während der NS-Diktatur haben Eva Pankok entscheidend geprägt. Dass solches nie wieder geschehen darf, treibt sie an bis zum heutigen Tag: sei es bei der Arbeit im Otto-Pankok-Museum in Gesprächen mit Besuchern, sei es bei ihren zahllosen Begegnungen mit Jugendlichen in Schulen. Wollte man Evas Leben charakterisieren, so könnte man vielleicht sagen: Es ist ein Leben im Zeichen der humanistischen Ideale ihres Vaters, ein Leben im Zeichen der Menschlichkeit.“
Das Dokumentations- und Kulturzentrum und die deutschen Sinti und Roma werden Eva Pankok und ihren Einsatz für die Minderheit, ihr unermüdliches Streiten für Gerechtigkeit und Menschenwürde, nicht vergessen.