Präsentiert wird „Gleichberechtigte Bürger*innen“ auf einer Freifläche im Raum „Berlin-Bilder“ in der Ausstellung BERLIN GLOBAL.
Gegen die Alltäglichkeit des Antiziganismus: Die Freiflächen-Ausstellung „Gleichberechtigte Bürger*innen“ des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma rückt ab dem 27. November 2021 die Geschichte der Berliner Sinti und Roma – von der Weimarer Republik bis heute – in den Fokus. Gezeigt werden u.a. Fotografien von Chad Evans Wyatt und Inhalte des mit dem Grimme Online Award ausgezeichneten „RomArchive“.
Einen Schwerpunkt der Darstellung bildet der Holocaust an den Sinti und Roma, bei dem über 500.000 Angehörige der Minderheit im NS-besetzten Europa ermordet wurden. Für seine Anerkennung musste die Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma jahrzehntelang kämpfen. Obwohl Sinti und Roma seit mehr als 600 Jahren in Deutschland leben, sind sie weiterhin mit antiziganistischen Stereotypen konfrontiert. Gegen die Alltäglichkeit des Antiziganismus setzt die Ausstellung den titelgebenden Anspruch einer selbstverständlichen Anerkennung von Sinti und Roma als „Gleichberechtigte Bürger*innen“.
Eine Rauminstallation mit kurzen Texten und Fotografien aus öffentlichen und privaten Archiven bringt dem Publikum die vielfältige Geschichte der Minderheit näher. Ergänzt wird die Installation durch einen Dokumentarfilm, der die Geschichte der Berliner Sinti und Roma vorstellt sowie Portraits selbstbewusster Sinti und Roma aus Berlin und anderen europäischen Städten, die im Rahmen des Projekts „RomaRising“ des Fotografen Chad Evans Wyatt entstanden sind. Komplettiert wird die Freifläche durch eine Medienstation, auf der die mit dem Grimme Online Award ausgezeichnete Webseite „RomArchive“ genutzt werden kann. Ein begleitendes Veranstaltungsprogramm wird Führungen, Diskussionen und Workshops umfassen.
Anerkennung von Sinti und Roma
Erst 1982 wurde der Holocaust an den Sinti und Roma durch die deutsche Bundesregierung offiziell anerkannt. Wie weit der Weg zur Anerkennung von Sinti und Roma als gleichberechtigte Bürger*innen noch ist, zeigt der 2021 vorgestellte Bericht der von der Bundesregierung eingesetzten Unabhängigen Kommission Antiziganismus. Auf mehr als 800 Seiten macht der Bericht deutlich, dass Antiziganismus in Deutschland weit verbreitet ist und dass ein Bewusstsein für das Bestehen von Diskriminierungen gegen Sinti und Roma weitgehend fehlt.
Freiflächen bei BERLIN GLOBAL
Auf 4.000 Quadratmetern thematisiert BERLIN GLOBAL in sieben Themenräumen Fragen wie: Was ging und geht von Berlin in die Welt? Was wirkte in die Stadt zurück? Und wie wollen wir sie gestalten? In atmosphärischen Inszenierungen werden die ausgewählten Aspekte Revolution, Freiraum, Grenzen, Vergnügen, Krieg, Mode und Verflechtung nacherlebbar. Die Freiflächen sind drei Bereiche der Berlin Ausstellung BERLIN GLOBAL, die von Initiativen, Organisationen und freien Gruppen bespielt werden. Ziel dabei ist, unbekannte, aktivistische und unterrepräsentierte Perspektiven und Themen sichtbar zu machen. ,“Gleichberechtigte Bürger*innen“ ist dabei das zweite Freiflächen-Projekt. Die erste Freifläche gestaltete die Kunstwerkstatt Kreuzberg der Lebenshilfe Berlin. Sie trägt den Titel „Un certain regard“ und ist im Raum Verflechtung zu finden.
Die Berlin Ausstellung BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum ist als Koproduktion zwischen dem Stadtmuseum Berlin und Kulturprojekte Berlin entstanden. Akteure im Humboldt Forum sind die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, Stadtmuseum Berlin und Kulturprojekte Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin und federführend die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.