„Ausdruck des Unwillens, verantwortungsvoll mit der Geschichte umzugehen“

In der Wiesbadener Krautgartenschule erinnerte bis vor kurzem eine kleine Gedenkstätte an das Schicksal einer ehemaligen Schülerin der Grundschule: Die Sinteza Maria Theresia Lehmann war Opfer der „Mai-Deportation“ 1940. Vor 73 Jahren wurden erstmals deutsche Sinti und Roma familienweise in KZs ins besetzte Polen deportiert wurden. Nun wurde diese Gedenkstätte beseitigt.

Der ganze Vorgang sei „Ausdruck des Unwillens, verantwortungsvoll mit der Geschichte umzugehen“, so Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Gerade eine Schule müsse mit gutem Beispiel vorangehen und bei Kindern ein Bewusstsein für historische Verantwortung schaffen, so Rose. Nachdem der Holocaust an den Sinti und Roma insbesondere im Bildungsbereich noch unzureichend aufgearbeitet ist, sei dieser Vorgang beispielhaft „für den diskriminierenden Umgang mit dem NS-Völkermord an 500.000 Sinti und Roma.“

Im Januar 2006 hatte die damalige Schulleiterin Inga Riechert mit ihren Schülerinnen und Schülern Marias Geschichte aufgearbeitet und zur Eröffnung „unserer kleinen Gedenkstätte“, wie es im Schreiben heißt, auch die Familie von Maria Lehmann eingeladen. Seitdem dokumentierten private Familienfotos und Texte zum Verfolgungsschicksal die Stationen des Verbrechens und das damalige Leben der Familie in einer Vitrine. Mittlerweile wurde die kleine Gedenkstätte allerdings entfernt. Stattdessen werden heute Fußball Pokale ausgestellt. Auf Anforderung des Landesschulamts in Wiesbaden vom 7. Februar 2013, führt das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma die Gedenkstätte nicht mehr auf seiner Homepage auf, die über 100 Gedenkstätten verzeichnet.

Die damals 11-jährige Maria Lehmann wurde am 16. Mai 1940 mit ihrer Familie und vielen weiteren Menschen in das KZ Jedrzejow verschleppt, wo einer ihrer Brüder ermordet wurde. Sie selbst überlebte das Grauen und lebte, schwer gezeichnet von der KZ-Haft, bis zu ihrem Tod 1999 in Mannheim.