Der Ehrenvorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Wilhelm Spindler, verstarb am 12. Januar 2013 in Freiburg.
Geboren wurde er am 16. April 1923 und überlebte die Verfolgungsmaßnahmen und gewalttätigen Übergriffe durch die Nationalsozialisten. Wilhelm Spindler war der Mitbegründer der „Sinti Union Freiburg“ und gehörte zu den Bürgerrechtsaktivisten der ersten Stunde, die im Jahre 1982 den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma gründeten. Seit dem war er dessen Stellvertretender Vorsitzender bis zum Jahre 2010, bis er aus gesundheitlichen Gründen das Amt abgab und die Mitglieder des Zentralrats ihn zu seinem ersten Ehrenvorsitzenden wählten. Im Zentralrat gehörte er auch dem Beirat der Holocaust-Überlebenden an.
Wilhelm Spindler musste als Kind und Jugendlicher den Abtransport vieler seiner engsten Verwandten miterleben und zusehen, wie seine zwei Schwestern nach Auschwitz deportiert wurden. Noch im Jahre 1944 wurde Wilhelm Spindler, der bis dahin der Deportation entkommen war, durch die NS-Ärzte der brutalen Zwangssterilisation unterzogen, die ihm schwere körperliche und seelische Leiden zufügte. Dennoch war ihm als Zeitzeuge die Aussöhnung immer ein großes Anliegen, und er sah es als seine Aufgabe an, die Geschichte der Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma an die jüngeren Generationen weiterzugeben.
Wilhelm Spindler war mit seiner großen Erfahrung wichtiger Motor für die Bürgerrechtsarbeit und die Durchsetzung ihrer wichtigsten Ziele. Er war nicht nur Teilnehmer bei den Gesprächen mit der Bundesregierung zur Neuregelung der Entschädigung für die bislang systematisch benachteiligten Sinti und Roma, sondern war auch einer der Sprecher bei dem historischen Zusammentreffen im Jahre 1982 mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt, dessen Ergebnis die offizielle Anerkennung des Völkermordes an den Sinti und Roma durch die Bundesrepublik Deutschland war.
Er stand in der ersten Reihe, als 250 deutsche Sinti im Jahre 1984 vor dem Bundeskriminalamt gegen die fortgesetzte Sonderfassung und rassistischen Praktiken der Polizei demonstrierten. Wilhelm Spindler setzte sich ebenso dafür ein, dass in Berlin das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas realisiert wurde. Es ist tragisch, dass er der Einweihung dieses Denkmals am 24. Oktober 2012 durch die Bundeskanzlerin aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr persönlich beiwohnen konnte. Für seine Verdienste wurde ihm am 2. März 1999 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, am 6. März 2013 erhielt er postum das Verdienstkreuz Erster Klasse.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma würdigt Wilhelm Spindler als eine Persönlichkeit, der die Sinti und Roma viel zu verdanken haben. Wir haben einen unermüdlichen Mitkämpfer, einfühlsamen Ratgeber und großen Freund verloren.