Neue Publikation zur KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof (Elsass)

Im Rahmen einer Abendveranstaltung präsentiert das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma am 10. Mai 2006 um 19.30 Uhr die neue Publikation „Sinti und Roma im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof. Anregungen für einen Gedenkstättenbesuch“.

Zehntausende Schüler, historisch Interessierte und Touristen aus der Bundesrepublik Deutschland besuchen Jahr für Jahr die unweit von Straßburg in den Vogesen gelegene Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof. Im Herbst 2005 eröffnete Staatspräsident Jacques Chirac dort ein neues Museum zur Lagergeschichte und das Europäische Zentrum der deportierten Widerstandskämpfer. Das Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum stellt nun eine erste umfassende Begleitpublikation für den Besuch der Gedenkstätte vor und schließt damit eine seit vielen Jahren bestehende Lücke. Mit dem Fokus auf die schulische und politische Bildungsarbeit in zahlreichen Bundesländern werden damit Materialien zur Verfügung gestellt, die eine intensive Auseinandersetzung mit dem historischen Ort möglich machen.

Das nach einjähriger Recherche- und Bearbeitungszeit entstandene Buch dokumentiert im ersten Teil historische Hintergründe zum System der nationalsozialistischen Konzentrationslager und zum Lager Natzweiler-Struthof. Zum ersten Mal wird dabei auf das Schicksal der nach Natzweiler-Struthof deportierten Sinti und Roma eingegangen. Im zweiten, zentralen Teil erläutert ein Rundgang insgesamt 22 Stationen in der KZ-Gedenkstätte und ihrem Umfeld: vom Ort des Sicherungslagers im nahen Schirmeck, dessen Häftlinge die ersten Arbeiten bei der Errichtung des KZ durchführen mussten, über das Areal des Häftlingslagers in Natzweiler-Struthof bis hin zur heute noch erhaltenen Gaskammer, die auch für viele Sinti und Roma zum Leidensort bei pseudowissenschaftlichen Versuchen wurde. Neben historischen Hintergrundinformationen und zahlreichen Abbildungen heben Zitate der Überlebenden die Perspektive der Häftlinge hervor. Im dritten Teil der Publikation werden die Namen von rund 500 Sinti und Roma, die als Häftlinge nach Natzweiler-Struthof deportiert wurden, in den Mittelpunkt gestellt. Sechs exemplarische Biografien zeigen die menschliche Dimension des nationalsozialistischen Völkermords an den Sinti und Roma auf. Verfasst wurden die Biografien von Schülerinnen der Schwetzinger Carl-Theodor-Schule, die seit März 2005 an der Entstehung der Publikation beteiligt waren. Ein letzter Teil mit Adressen und einem ausführlichen Literatur- und Medienverzeichnis sowie Anfahrtsskizzen und Orientierungskarten schließt die Veröffentlichung ab.

Die Recherchen sowie ihre Drucklegung wurden von der „Aktion Mensch“ (Programm „5000xZukunft“), dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, FR 31 Geschichte und Verantwortung, gefördert.

Unterstützung erhielt das Publikationsprojekt auch von dem französischen Historiker Prof. Robert Steegmann, der einen Teil seiner Forschungsergebnisse zur Verfügung stellte. Im Rahmen der Buchvorstellung wird er in die Geschichte des Konzentrationslagers einführen. Über viele Jahre recherchierte Prof. Steegmann zur Geschichte des Lagers und seiner Häftlinge und war maßgeblich an der inhaltlichen Neugestaltung der Gedenkstätte Natzweiler-Struthof beteiligt. Im Frühjahr 2005 veröffentlichte er die erste wissenschaftliche Monografie zur Geschichte des Lagers.