Im Sport können sich Rassismus, Antiziganismus und Antisemitismus rasend schnell entfalten. Das zeigt sich regelmäßig insbesondere in Fußballstadien erschreckend deutlich. Gleichzeitig kämpfen verschiedene Gruppen noch immer gegen die Ausgrenzung von großen Wettkämpfen: Frauen, Schwarze Menschen und andere People of Color, Juden und Muslime sowie Menschen mit Behinderungen. Insbesondere mit der Situation von Sinti und Roma im Sport beschäftigen sich im Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum gleich zwei Veranstaltungen im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Sein Buch „Dabei sein wäre alles“ stellt der Journalist und frühere Leistungsschwimmer Martin Krauss am Mittwoch, 19. März, um 18 Uhr in der Bremeneckgasse 2 vor. Im Anschluss – gegen 19.30 Uhr – wird die Ausstellung „Abseits im eigenen Land“ eröffnet, die bis zum 28. März zu sehen sein wird.

Der moderne Sport wurde Ende des 19. Jahrhunderts von einer weißen männlichen Elite erfunden: Gentlemen gründeten Clubs und Ligen, Leistungen wurden in Zentimetern oder Sekunden gemessen. Die Olympischen Spiele feierten das Motto „Dabei sein ist alles“ und schlossen doch viele Gruppen aus. Sie mussten in den vergangenen 100 Jahren um ihr Mitmachen hart kämpfen, müssen es teilweise bis heute.
In seinem Buch erzählt Martin Krauss die Geschichte des Sports aus ihrer Perspektive: etwa vom ersten afrikanischen Boxweltmeister Battling Siki; von Alfonsina Strada, der einzigen Frau, die jemals beim Giro d’Italia mitfahren durfte, oder vom Sinto Johann „Rukeli“ Trollmann, der 1933 Deutscher Profi-Meister im Halbschwergewicht wurde und den die Nazis später im KZ ermordeten.
Die Ausstellung „Abseits im eigenen Land“ geht wiederum der Frage nach, welche positiven Vorbilder aus der Minderheit es im Sport gibt und welche Funktion diese bei Identitätsbildung und Selbstbehauptung von Sinti und Roma einnehmen können. Denn sie sind in der deutschen Sportgeschichte nicht einmal ein Nischenthema. Sowohl im Deutschen Sportmuseum in Köln als auch in den Standardwerken zur neueren Sportgeschichte gibt es keine Hinweise auf Sinti und Roma.
In der Präsentation werden etwa der ehemalige Kickboxweltmeister Gerhard Linder, der frühere ungarische Nationalspieler István Pisont oder der Ex-Boxer Oswald Marschall, der einst zum Kader der Nationalmannschaft gehörte, gezeigt. Mit der Sintezza Angel Anni Theiß wird erstmals auch über die sportliche Laufbahn einer Fußballerin informiert. Oswald Marschall wird am 19. März bei der Vernissage selbst in die Ausstellung einführen.
