Romani Rose zur Sitzung des „Committee on the Genocide of the Roma“ im Rahmen der Plenartagung der „International Holocaust Remembrance Association“ (IHRA)
Sinti und Roma wurden während der Jahre 1933 bis 1945 im gesamten Einflussbereich der Nationalsozialisten systematisch verfolgt und ermordet; dies galt auch für die mit Hitler-Deutschland verbündeten Staaten. Grundlage dieses staatlich organisierten Völkermords war die nationalsozialistische Rassenideologie. Bereits in den Nürnberger Gesetzen wurden „Zigeuner“ ebenso wie Juden als „artfremde Rasse“ bzw. „fremdblütig“ definiert und schrittweise aus allen Bereichen des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens ausgegrenzt.
Wie aus den zentralen Erlassen des Reichssicherheitshauptamts hervorgeht, betrachteten die Nationalsozialisten Jenische als „Nichtzigeuner“ und stuften sie grundsätzlich als „deutschblütig“ ein. Zwar wurden auch Jenische verfolgt und viele wurden in Konzentrationslager eingewiesen, doch es gab keine genozidale Politik der familienweisen Vernichtung wie im Falle der Sinti und Roma, darin sind sich die Historiker einig. Allerdings wurden auch Menschen, die sich selbst als Jenische betrachteten, als „Zigeuner“ nach Auschwitz-Birkenau und andere Todeslager deportiert, denn die Definitionsmacht lag bei den Nationalsozialisten.
In der Gegenwart sind Sinti, Roma und Jenische gleichermaßen von einem europaweit virulenten Antiziganismus betroffen. Daher sollten sich die einzelnen Minderheitengruppen, ungeachtet ihrer unterschiedlichen historischen und biografischen Hintergründe, nicht auseinanderdividieren lassen, sondern zusammenstehen gegen jene rassistischen Kräfte, die die Demokratie in Europa insgesamt bedrohen.