Dirigent Riccardo M Sahiti überreicht Romani Rose persönliche Stücke, die bei Weltpremiere der „Roma und Sinti Philharmoniker“ zum Einsatz kamen.
Die Musik von Sinti und Roma beeinflusst seit Jahrhunderten die bedeutendsten europäischen Komponisten. Deshalb hatte der Dirigent Riccardo M Sahiti den Traum, ein einzigartiges Orchester zu gründen: die „Roma und Sinti Philharmoniker“, die genau diese Werke aufführen. Damit sollten die Traditionslinien der europäischen Klassik aufgezeigt werden. Gleichzeitig galt es, gegen Vorurteile anzukämpfen. Am 3. November 2002 gab das aus Mitgliedern der Minderheit aus ganz Europa bestehende Ensemble in Frankfurt tatsächlich sein erstes Konzert. Schnell folgten weitere Auftritte. Und längst hat sich das Orchester nicht nur national, sondern auch international einen Namen gemacht.
Das Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma ist Riccardo M Sahiti eng verbunden und unterstützt seine Arbeit mit den Philharmonikern seit vielen Jahren. Aus diesem Grund hat sich der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Dirigent und künstlerische Leiter entschlossen, seinen kompletten Frack samt Hemd und Schuhen sowie den Taktstock, die bei der Weltpremiere des neu gegründeten Ensembles zum Einsatz kamen, der Sammlung des Dokumentationszentrums zu stiften.
„Mit diesen Stücken verbinde ich wunderbare musikalische Momente“, sagte Riccardo M Sahiti bei der Übergabe an den Vorsitzenden Romani Rose im Dokumentationszentrum. Dazu zähle neben dem Gründungskonzert der „Roma und Sinti Philharmoniker“ im Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt mit rund 25 Musikerinnen und Musikern auch die Teilnahme am Bonner Beethovenfest in großer Besetzung mit fast 70 Ensemblemitgliedern im Jahr 2011. „Erwähnen möchte ich zudem die zahlreichen Auftritte in ganz Europa“, so der 61-Jährige, der für sein Engagement im Oktober 2016 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden ist.
„Wir freuen uns sehr und sind stolz, dass Riccardo M Sahiti uns diese geschichtsträchtige Kleidung für unsere Sammlung überlässt“, betonte Romani Rose. „Noch immer ist viel zu wenig bekannt, dass nicht nur die Werke von Franz Liszt oder Johannes Brahms, sondern auch die Komponisten der Wiener Klassik – insbesondere Haydn, Mozart und Beethoven – von der ungarischen Roma-Musik beeinflusst waren. Es ist daher wichtig, dass die Gesellschaft die kulturellen Leistungen der Sinti und Roma anerkennt und ihre Rolle in der Entwicklung der europäischen Kultur zu würdigen weiß. Denn nur so können antiziganistische Vorurteile erfolgreich abgebaut werden.“ Das Dokumentationszentrum arbeitet derzeit an der Neugestaltung der Heidelberger Ausstellung, um diese Aspekte stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Und dazu könne diese besonderen Kleidungsstücke einen wundervollen Beitrag leisten.
Die „Roma und Sinti Philharmoniker“ setzen sich aus Mitgliedern verschiedener europäischer Sinfonie- und Opernorchester zusammen, unter anderen von der Wiener Staatsoper, der Oper Zürich, der Oper Frankfurt, der Oper Budapest oder des MDR-Sinfonieorchesters. „Wir können im November unser 20-jähriges Gründungsjubiläum feiern“, ergänzte der künstlerische Leiter. Noch sei allerdings unklar, ob sich das erhoffte Konzert realisieren lässt. „Die Besonderheit unseres Ensembles ist die Internationalität seiner Mitglieder, aber es bedarf eben höherer finanzieller Mittel, damit wir gemeinsam spielen können.“ Doch Riccardo M Sahiti ist optimistisch: „Ich denke, bis Mitte nächsten Monats werden wir das wissen. Das ist eben manchmal eine längere Geschichte.“
Zur Biographie:
Riccardo M Sahiti wurde 1961 geboren und wuchs in einer Roma-Familie in Kosovska Mitrovica (ehemaliges Jugoslawien) auf. Seit dem Jahr 2021 ist er auch deutscher Staatsbürger. An der Fakultät der Universität der Künste Belgrad legte er sein Examen als Dirigent und Musikpädagoge ab. Er setzte sein Studium dann am Staatlichen Moskauer P.-I-Tschaikowski-Konservatorium und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt fort. Der 61-Jährige hat große Orchester wie die Belgrader Philharmoniker und die Schlesischen Philharmoniker dirigiert. Im Jahr 1992 siedelte Sahiti nach Frankfurt über, war dort als Pädagoge tätig und leitete zunächst verschiedene Instrumental- und Gesangsensembles im Rhein-Main-Gebiet. Sein langfristiges Ziel ist es, die „Roma und Sinti Philharmoniker“ als Berufsorchester zu etablieren.
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